Die Barbour Wachsjacke

Trägt man noch Barbour Jacken? Die Gemüter sind gespalten, seit die Barbour Wachsjacke immer öfter in den Fußgängerzonen mittelgroßer deutscher Städte anzutreffen ist. In jeder Abiturientenklasse gibt es mindestens einen Träger – oder auch eine Trägerin – wobei nicht selten ein gewisses Image mit der entsprechenden Kleidung gepflegt werden soll. Hat die Barbour Jacke ihre Unschuld verloren?

Mit dem Barbour-Spezial bei Soer hatten wir bereits auf die neuen modischeren Modelle hingewiesen und Barbour scheint einen weiteren Schritt in „Richtung Masse“ gehen zu wollen. Besonders ins Auge fällt dabei, dass ähnlich wie bei Ralph Lauren, Gant & Co. die College-Boys and Girls im Fokus aller Marketing-Bemühungen stehen. In dieser Zielgruppe hippe Produkte zu platzieren scheint der Weisheit letzter Schluss zu sein, andere haben es vorgemacht.

Der Siegeszug der Wachsjacke begann mit der Gründung des Tuchwarenhandels J Barbour & Sons im Jahre 1894. Anfangs zählten insbesondere Reedereien und Seeleute zum Kundenstamm, später in den 1930er Jahren entdeckten auch Motorradfahrer die Vorzüge der International Oiled Cotton Suits – gerade diese Kollektion ließ Barbour jüngst wieder aufleben. Die klassischen zeitlosen Modelle hören auf Namen wie Bedale, Beaufort, oder Border.

Als wasserdicht gelten Barbour Jacken nicht nur wegen der gewachsten Baumwolle, sondern auch weil die Doppelnähte sowie der verwendete Faden sorgfältig imprägniert werden. Die schwere Verarbeitung ist jedoch nicht nur Segen, sondern auch Fluch zugleich, denn sie schlägt sich in dem deutlichen Gewicht einer Barbour Jacke nieder. Auf diesen Nachteil hat das Unternehmen mit Beginn diesen Jahren reagiert und die Linie Flyweight veröffentlicht, für die ein gewachster 4 oz  Baumwollstoff statt 6 oz verwendet wird (1 Unze entspricht ca. 28,35g.). Nach Aussage eines Händlers reduziert sich das Gesamtgewicht um rund ein Drittel. Wer über die Anschaffung einer Barbour Jacke nachdenkt sollte bereit sein rund 300€ zu investieren.

Bemerkenswert ist der Barbour Reparaturdienst, dessen Dienst man z.B. in Anspruch nehmen kann, wenn die Jacke nach einer neuen Wachsschicht dürstet. Hier muss mit Preisen um die 50€ gerechnet werden, um eine Jacke in neuem Wachs erstrahlen zu lassen. Für die Hausgebrauch ist das Wachs auch in kleinen Dosen verfügbar. Die Lebensdauer einer Barbour Jacke lässt sich so gegenüber handelsüblichen Jacken deutlich verlängern – wie bei einem Paar guter Schuhe.

Für unseren Stil-Experten Bernhard Roetzel haben insbesondere die älteren Generationen der Wachsjacken eine besonderen Charme – lesen Sie in seinem Artikel „Noch mal, weil`s so schön ist“ warum.

Kategorie: Magazin

Andreas Gerads

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