Dresscode im Finanzsektor

Der Dresscode der UBS, kürzlich in den Medien kontrovers diskutiert, zeigt eine mögliche Antwort auf eine Tatsache, die seit langem nicht nur im Finanzsektor vorherrscht: Angestellte haben geradezu panische Angst, sich im Geschäftsalltag falsch zu kleiden. Ob Berufsanfänger oder alter Hase, ob Vorstellungsgespräch oder Geschäftsreise — die Verunsicherung ist groß und die Ratgeber zum Thema sind meist bestenfalls interessant, wenn nicht dubios. Höchste Zeit, das Thema hier einmal zu behandeln.

„Weniger ist mehr“, sagt Robert Hiotoglou, Vorstand bei 4E Finanzkonzept. In seinem Unternehmen berät er Profisportler und vermögende Privatkunden, die durchaus Wer auf das Auftreten Ihre Beraters legen. Seiner Meinung und langjährigen Erfahrung nach sollte die Kleidung sowohl dem beruflichen Tätigkeitsfeld als auch dem Alter, der Bildung und dem sozialen Stand des Trägers entsprechen. Dass ein Finanzberater also in seiner Erscheinung nicht dem Klischée des Gebrauchtwagenverkäufers entsprechen sollte, versteht sich von selbst.

All zu markante Kombinationen sieht er äußerst kritisch, vor allem, wenn sie sich aus den stereotypen Statussymbolen des Bankers zusammensetzen. „Ich persönlich bin nicht unbedingt der größte Fan von Hermès-Krawatten“, gesteht er mit einem Lächeln. Ein schlichter dunkler Anzug, kombiniert mit einem weißen Hemd und einer unaufdringlichen aber hochwertigen Krawatte seien dagegen eine sehr gute Basis für das tägliche Outfit. Auch bei Gürtel und Schuhen seien Zurückhaltung der Schlüssel zum guten Eindruck. „Auch die Wahl der Manschettenknöpe sollte wohlüberlegt sein.“ Natürlich endet die Sorge ums Erscheinungsbild nicht auf Kragenhöhe. Auch darüber sollte Mann Sorgfalt walten lassen. „Kaufmännische Ordentlichkeit“ steht der Rasur besser als kreativer Wildwuchs.

Berufseinsteigern rät Hiotoglou übrigens, sich fürs Vorstellungsgespräch so zu kleiden, wie sie auch im Alltag der Stelle für die sie vorsprechen auftreten würden. „Sich für das Gespräch zu verkleiden oder zu verstellen bringt überhaupt nichts.“ Ebensowenig helfe es, sich zur Bewerbung besser zu kleiden, als man es nach erlangen des Jobs täte. „Es gibt da einen Korridor, der nach oben wie nach unten nicht überschritten werden sollte.“

Kategorie: Magazin

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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