Meine ersten rahmengenähten Schuhe

Vor kurzer Zeit erhielt ich per Post mein erstes Paar rahmengenähter Schuhe aus London. Es ist ein Paar Rauleder-Brogues in Dunkelbraun mit geschlossener Schnürung und sie stammen von der Firma Charles Tyrwhitt. Das ist schon mein zweites Paar Schuhe dieser Marke, die ersten waren geschenkt, und ich bin absolut zufrieden. Wenn ich mich im Internet umsehe, stoße ich leider sehr selten auf den Namen dieses Herstellers, was ein weiterer Anreiz war, diesen Artikel zu schreiben.

Sie wurden in Northhamptonshire, dem britischen Schuhmekka (vergleichbar mit der Jermyn Street für Hemden), wo übrigens auch Church`s und Crockett & Jones ansässig sind, gefertigt. Verpackt waren sie in einer regulären Schuhschachtel, als wäre man gerade im Geschäft gewesen und sie aus dem Regal genommen. Beigelegt waren zwei Stoffbeutel mit dem Firmenlogo, auf Reisen sehr hilfreich als Transporttaschen zu verwenden. Sie sind im klassischen Brogue-Stil mit geschwungenen Lochmuster und Verzierungen an der Kappe gefertigt.

Um ein Wort zur Herkunft des Lochmusters zu verlieren: Die Löcher würden früher  von Hirten in Irland und Schottland, die in den Sumpfgebieten arbeiteten, in die Schuhe gestanzt um eindringendes Wasser aus ihren Schuhen abfließen zu lassen. Über die Jäger des schottischen Adels wurde diese Form des Schuhs gesellschaftsfähig.

Weiterhin haben sie eine Ledersohle mit einem am hinteren Teil mit Rillen versehen Gummiabsatz. Die Verarbeitung ist solide und ordentlich ausgeführt. Das Leder ist bei Betrachtung von allen Seiten makellos, es gibt keine Unebenheiten, Flecken oder Farbveränderungen. Ich besitze sie schon etwa zehn Tage und auch den ersten Regen haben sie, entgegen dem Klischee, gut überstanden. Man sagt, dass bei Raulederschuhe Wasser das Oberleder zerstört, und zwar irreparabel. Und dem kann ich guten Gewissens widersprechen. Erstens müsste es schon ordentlich schütten, um Spuren auf dem Leder zu hinterlassen und zweitens gibt es zwei Mittel um eventuelle Wasserspuren zu entfernen, entweder eine Raulederbürste mit Crepe- oder Messingbesatz oder einen speziellen Rauleder-Radiergummi. Und sollten sich einmal speckige oder glänzende Stellen entwickelt haben, braucht man nur über die betreffende Stelle mit einem feinen Schleifpapier schleifen und das Leder ist wie neu.

Ich entschied mich zu diesem Kauf, einmal abgesehen vom günstigen Preis von 99 Pfund zzgl. Versand, wegen der hohen Vielseitigkeit von braunen Raulederschuhen: um ein paar Beispiele zu nennen, finde ich braune Raulederschuhe zu Chinos, Jeans, Cordhosen, Tweedanzügen, dunkelgrauen Kreidestreifen, eventuell zum dunkelblauen Anzug, aber auf jeden Fall zur grauen Flanellhose (mit oder ohne Blazer) tragbar.  So kann ich nur jedem raten, sich braune Raulederschuhe zu kaufen, denn auch auf Reisen sind sie leichter zu pflegen und in tragbarem Zustand zu erhalten als andere Glattlederschuhe.

Über Alexander C. Schwarz Alexander C. Schwarz, 15, ist Schüler und lebt in Baden bei Wien. Mit dem Buch „Der Gentleman“ von Bernhard Roetzel kam er zur klassischen Garderobe und beschäftigt sich seit rund einem Jahr sehr intensiv damit. Er bevorzugt Hosen mit Bundfalten und Stulpen, zweireihige Blazer, seidene Stecktücher und gestreifte Hemden aus London.

Kategorie: Magazin

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