Shibumi Berlin – Feinste Krawatten und Accessoires

Die Geschichte ist eine der schönsten Blüten des Stilmagazin Forums: Niels und Benedikt lernen sich über das Stilmagazin kennen und gründen ein eigenes Label für hochwertige Krawatten und Accessoires. Mit den beiden Gründern habe ich ein Interview zur Entstehungsgeschichte, den Hintergründen und weiteren Plänen geführt:

Andreas: Hallo Niels, hallo Benedikt. Ihr habt vor kurzem euer Label Shibumi im Stilmagazin Forum vorgestellt. Die Reaktionen waren überschwänglich positiv – was bietet ihr an und wie kam es zu der Idee?

Niels: Wir bieten klassische, hochwertige Krawatten und Einstecktücher an. In Zukunft wollen wir auch unsere Produktpalette langsam ausbauen.Benedikt hatte schon länger die Idee, etwas in die Richtung zu machen. Er hatte vorher schon einen Onlineshop (aber im Streetwear-Bereich) und kannte sich daher mit der Materie schon aus. Wir haben uns dann das erste Mal bei einem Stilmagazin-Treffen hier in Berlin gesehen und haben uns direkt gut verstanden. Wir haben uns dann ab und zu getroffen, weil es halt schön ist wenn man einen Verrückten findet, der sich genau so sehr für Umschlaghöhen und Reversbreiten interessiert. Da hat er mir dann von seinem Plan erzählt, ein Label für klassische Herrenmode zu gründen. Ich war natürlich begeistert – tja, und jetzt sind wir hier.

Benedikt: Ursrpünglich wollte ich die Krawatten sogar alle selbst nähen, der Spaßfaktor war dann aber doch nicht so groß, wie es sich nun wahrscheinlich alle vorstellen. Als Niels und ich uns dann kennenlernten, hatte ich schnell das Gefühl, dass wir ein gutes Team wären, weil unsere Vorstellungen von Ästhetik sehr ähnlich sind. Danach wurde monatelang nochmal alles neu durchgeplant, bis wir dann endlich im März 2013 starten konnten.

Andreas: Der Name eures Labels „Shibumi“ hört sich ungewöhnlich an für unsere Breitengrade. Wie seid ihr auf den Namen gekommen und welche Bedeutung hat er?

Shibumi BerlinNiels: Das ist ganz witzig. Wir haben uns lange Zeit den Kopf zerbrochen, so ein Name für ein label muss ja ziemlich vielen Anforderungen genügen: er muss so ungewöhnlich sein, dass man ihn sich merkt, aber nicht so ungewöhnlich, dass man ihn sich nicht merken kann. Dann muss er noch nicht von etwas anderem besetzt sein – und natürlich zum Produkt passen. Letzteres war uns besonders wichtig, da wir ein authentisches Produkt machen, das wir persönlich einfach klasse finden. Pseudo-heritage kam für uns nie in Frage, wir hätten uns ja auch Oxford&Sons nennen können, aber das wäre Blödsinn.

Benedikt: Niels hatte den Begriff ursprünglich vorgeschlagen und ich fand ihn direkt super. Im Zusammenhang mit Kleidung bedeutet shibumi ungefähr “schlichte Eleganz” oder “unaufällige Schönheit”. Es war einer der ersten Vorschläge und nach langem hin und her haben wir uns schließlich dafür entschieden. Niels war lange skeptisch, ob der Begriff nicht zu abgehoben und unverständlich ist, aber bisher haben wir nur positive Rückmeldungen erhalten, was uns natürlich sehr freut.

Niels: Holdorf&Fries war übrigens auch im Gespräch, das haben wir dann aber schnell verworfen. Man stelle sich einen Amerikaner vor: Erst macht ihm “Holdorf” einen Knoten in die Zunge und dann bekommt er Hunger auf Fastfood!

Andreas: Die Kollektion besticht durch hochwertiger Materialien und handwerkliche Verarbeitung – ehrliche Produkte möchte man sagen. Was ist euch da besonders wichtig und woher kommt die Einstellung?

Niels: Tja, das ist gar nicht so leicht zu sagen. Ich neige generell zu einer “ganz oder gar nicht”-Einstellung. Oft ist das natürlich nervig, nicht zuletzt für mein Umfeld, aber ich hätte einfach keine Lust, ein “unehrliches” Produkt zu machen, um mal deinen Ausdruck aufzugreifen. Ich denke auch nicht, dass ein gutes Produkt noch weiter durch Marketingbuhei aufgeblasen werden muss. Wenn die Qualität stimmt und der Preis stimmt spricht sich das herum.

Benedikt: Neben hochwertigen Stoffen ist mir vor allem ein Höchstmaß an Handarbeit sehr wichtig, weswegen ich selbst auch am liebsten ungefütterte Krawatten mit handrolliertem Saum trage. Ich liebe einfach die quasi unnötige, zusätzliche Handarbeit und den leicht rustikalen Look. Mir gefällt es, wenn Dinge nicht glattgebügelt und perfekt sind, sondern Ecken und Kanten haben. Natürlich soll auch von Hand so sauber wie möglich genäht werden und nicht absichtlich schlampig, nur damit auch jeder Laie erkennt, dass hier keine Maschine benutzt wurde. Dass eine Handnaht aber immer gewisse Unregelmäßigkeiten hat, ist einfach unumgänglich und genau das macht auch meiner Meinung nach den Charme von Handarbeit aus.

Andreas: Wer eine Kollektion auf hohem Niveau anbieten will braucht ein Auge für Qualität. Wie habt ihr eure Augen (und Hände) geschult? Wie viel eigene Forschung habt ihr betrieben und habt ihr vielleicht auch selbst mal zu Nadel und Faden gegriffen?

shibumiNiels: Am Anfang stand natürlich die Liebhaberei. Da haben sich ja bei uns, trotz des relativ jungen Alters, schon ein paar Jahre Aufmerksamkeit angesammelt. Sobald wir dann aber wussten, dass es uns ernst ist, haben wir uns natürlich noch intensiver damit befasst – also bei jeder Gelegenheit Krawatten befummelt, einige auseinander genommen, jeden ausgequetscht, der uns in die Finger kam… zu Nadel und Faden kann Benedikt mehr sagen.

Benedikt: Nachdem ich einige Jahrzehnte mit kaufmännischen Berufen verbracht habe, wollte ich gerne mal was neues ausprobieren. Wegen der Liebe zur klassischen Herrenmode war es dann quasi naheliegend, bei einer Maßschneiderin nähen zu lernen. Danach habe ich mich dann monatelang eingesperrt und zuhause Krawatten und Einstecktücher genäht, bis mir plötzlich aufgefallen ist, dass es mir doch gar nicht so viel Spaß macht. Trotzdem war es sehr sinnvoll, dass ich das gemacht habe, weil ich jetzt eine noch größere Wertschätzung für Handarbeit habe und auch weitaus besser die Verarbeitung/Nähte beurteilen kann.

Andreas: Das Leitbild für Shibumi ist klar: Ein ehrliches Produkt zu einem fairen Preis. Habt ihr persönliche Leitbilder, oder Vorbilder an denen ihr euch orientiert? Sei es im privaten wie auch im geschäftlichen Bereich.

Niels: Da habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken drüber gemacht. Ich mag anständige Leute. In welcher Verpackung die sich befinden ist mir relativ egal – ob Grandseigneur oder brandenburger Bauernjunge.

Mein Onkel ist auch selbstständig in einem kaufmännischen Beruf, das fand ich immer unglaublich cool; das hat mich wahrscheinlich ziemlich stark geprägt.

Benedikt: Geschäftlich fand ich Wolfgang Grupp immer bewundernswert, weil er für moralisch korrekte Dinge einsteht. Als Leit- oder Vorbild kann ich ihn aber auf keinen Fall bezeichnen, dafür habe ich mich viel zu wenig mit ihm beschäftigt. Privat ist mein Vorbild definitiv Woody Allen, weil ich schon immer genauso neurotisch und witzig wie er sein wollte. Das mit den Neurosen funktioniert bisher schon mal ganz gut.

Andreas: Wie wird sich Shibumi weiterentwickeln, worauf dürfen wir uns in nächster Zeit freuen? Wo seht ihr Shibumi in 5 Jahren?

Niels: Für den Herbst sind ein paar neue Produkte geplant, Hosenträger kommen, ein paar Schals… wir haben wirklich schöne Sachen gefunden, da kann man schon gespannt sein! Und natürlich machen wir immer wieder neue Krawatten, sowohl die Klassiker in Grenadine, Blumenmustern und Streifen, als auch ein paar ungewöhnlichere Sachen… aber ich will nicht zu viel verraten!

Benedikt: Außerdem entwickle ich gerade zwei Shibumi-Gesellschaftsspiele. Kein Witz! In 5 Jahren haben wir hoffentlich unser Sortiment auf Hemden und Sakkos ausgeweitet und sind stolze Besitzer eines kleinen Stores in Berlin. Aber naja, erstmal abwarten. Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen.

Andreas: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Benedikt und Niels: Wir haben zu danken!

Shibumi Berlin im Web:

Kategorie: Interviews

Andreas Gerads

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