Treter mit Trense

Die meisten Klassiker des britischen Looks sind auch in Deutschland Teil der Gentleman-Garderobe. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Gucci-Loafer mit dem Trensengebiss als Verzierung. Auf den Inseln gehört er seit den Siebzigern in den Schuhschrank eines jeden Herrn, der auch Tweedsakkos, knallbunte Moleskinhosen, einen Covercoat, die Barbourjacke und den braunen Trilby besitzt.

Das ist insofern bemerkenswert, als italienische Schuhe ansonsten nicht gerade zu den Favoriten der Angelsachsen gehören. Anders als der Koffermacher Louis Vuitton, der ihnen als eine Marke für überspannte Filmstars gilt, nimmt der Mokassin aus der Traditionsattlerei eine Sonderstellung ein. Denn alles, was mit Pferden zu tun hat, wird mit einem gewissen Wohlwollen betrachtet, Teebecher mit entsprechenden Motiven ebenso wie Krawatten mit Fuchsjagdmotiven. Der Treter mit der Trense trifft insofern ins Schwarze. Erstaunlicherweise hebelt er sogar eherne Dresscoderegeln aus, so wird er z. B. bei Hochzeiten anstelle des Oxford-Schnürers zum Cut getragen, bei Black-Tie-Events statt dem Frackpumps zum Smoking. Sogar mit dem Tweedanzug wird er kombiniert.

Nur die wenigsten Deutschen, die den Gentleman-Look pflegen, kennen den Gucci-Schuh und seine Bedeutung für den Brit-Style, deshalb runzeln sie auch kräftig die Stirn, wenn jemand zu Blazer und Chinos den italienischen Schlupfschuh gewählt hat. Er ist übrigens auch das einzige Modell, das in Schwarz zu Weekend- oder Countrylook kombiniert wird. Es gibt den Loafer zwar auch in braunem Rauleder, die Mehrheit bevorzugt allerdings die Urversion. Nächste Woche: Sommerhüte.

Kategorie: Magazin

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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