Welche Mäntel braucht man wirklich?

In regelmäßigen Abständen veröffentlichen wir an dieser Stelle ausgewählte Fragen unserer Leser. Diesmal: Welche und vor allem wie viele Mäntel braucht Mann tatsächlich?

Falk S. schrieb:

Sehr geehrter Herr Küblbeck,

ich unterziehe gerade meine vollständige Garderobe einer kritischen Überprüfung.

Noch unbeantwortet ist die Frage nach dem passenden Mantel. Ich suche einen warmen, wasserdichten Mantel, den ich in Verbindung mit einem Anzug tragen kann – sei es ins Büro oder ins Theater.

In einem Thread mit dem Thema „Der ultimative Mantel“ haben Sie dazu geschrieben:


Notwendig sind folgende drei Mäntel:
1. ein irgendwie gearteter wadenlanger Regenmantel
2. ein irgendwie gearteter wadenlanger formeller Mantel
3. ein Kurzmantel

3. Kurzmantel: ist klar, ich würde einen Covert Coat bevorzugen, aber eher für informelle Anlässe

2. Was würden Sie hier konkret vorschlagen?

1. Kann man 1. und 2. nicht in einer Funktion kombinieren? Es kann ja auch bei formellen Anlässen regnen …

Welchen Typ, Schnitt, Material würden Sie empfehlen? Ich glaube, als Farbe kann man anthrazit als sehr universell ansehen – universeller als blau und förmlicher als kamelhaarfarben.

Für Ihre Bemühungen danke ich Ihnen bereits im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Lieber Falk, vielen Dank für Ihre Frage. Mit einem Covert Coat sind Sie bereits auf dem richtigen Weg. meines Erachtens gibt es tagsüber nur wenige Gelegenheiten, anlässlich derer er nicht tragbar wäre. Für diese allerdings eignet sich dann der formelle Mantel. Dieser sollte aber grundsätzlich ein anderer als der Regenmantel sein. Zwar ist Ihr Verweis auf mögliche Schauer auch auf förmlichen Veranstaltungen ebenso berechtigt wie amüsant kombiniert, der Schluss, ein Mantel reiche folglich für beides trifft jedoch nur bedingt zu.

Regenmäntel sind Ihrer Natur (genauer gesagt: der Natur ihres Oberstoffes) nach immer eher sportlich und sollten deshalb nur in Ausnahmefällen zu formeller Garderobe getragen werden. Außerdem: Was täte man mit einem schönen Regenschirm, wenn für jeden Anlass der Regenmantel herhalten muss? Den ultimativen Mantel für alle Gelegenheiten, der für Wind und Wetter wie auch für die Oper taugt, gibt es leider ebensowenig wie den ultimativen Anzug, der nicht knittert, schön fällt, leicht ist, im Sommer kühlt und im Winter wärmt.

Ich würde Ihnen zu folgenden beiden Mänteln zusätzlich zum Covert Coat raten:

  1. Ein wadenlanger Trenchcoat oder Slipover schützt vor Regen und kann auch tagsüber ins Büro getragen werden. Mit einem herausknöpfbaren Wollfutter deckt er ein Maximum an Temperaturschwankungen ab. Sein Oberstoff besteht aus fester Baumwolle, idealerweise jenem Gabardine, dessen Garne vor dem Weben behandelt werden, um das Gewebe wasserdicht zu machen (ein Verfahren, das von Thomas Burberry erfunden wurde).
  2. Ein doppelreihiger Mantel mit steigenden Revers aus dunkelblauer oder dunkelgrauer Wolle zählt zu den vielseitigsten Mänteln überhaupt. Er kann sowohl tagsüber zur Businessgarderobe als auch abends zum Smoking getragen werden, ohne negativ aufzufallen. Er hat typischerweise drei oder vier Knopfpaare, von denen in der Regel eines „blind“, also nur zur Zierde, ist. Details wie ein Oberkragen aus Samt oder ein Rückengürtel sind eher für fortgeschrittene Kleidernarren geeignet.

Natürlich gilt wie immer: Nicht alles auf einmal! Entscheiden Sie selbst, welchen der Mäntel Sie am häufigsten tragen und kaufen Sie die übrigen erst später. So bleibt mehr Budget für eine lohnende Investition.

Haben auch Sie eine Frage zu Dresscode, Stil und guter Kleidung? Stellen Sie sie hier!

Kategorie: Leserfragen

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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