Wie ein handrollierter Saum entsteht


Immer wieder wird uns, per E-Mail oder im Forum, die Frage gestellt, was einen handrollierten Saum an Taschen- und Einstecktüchern eigentlich so besonders macht und wie er hergestellt wird. Besonders macht ihn vor allem die Tatsache, dass er, wenn er wirklich gut aussehen soll, nach wie vor ausschließlich von Hand genäht werden kann. Nähmaschinenfüßchen für einen ähnlich aussehenden Saum gibt es zwar, das Resultat ist jedoch leicht von einem echten Handsaum zu unterscheiden. Ein wirklich von Hand genähter Rollsaum —nicht jeder als „handrolliert“ beworbene Saum ist auch einer— zeigt auf der Rückseite keine Fäden. Im wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten, diesen Saum herzustellen:

  1. Die ungesäumten Kanten eines Tuches werden zweifach eingerollt und mit einem sogenannten Blindstich fixiert. Diese Methode ermöglicht, wenn sie von kundiger Hand ausgeführt wird, eine besonders flache Vorderseite. Die Stiche sollten vorne zudem lediglich als kleine Punkte sichtbar sein. Dieses Detail verrät besondere Sorgfalt in der Herstellung.
  2. Alternativ kann die Tuchkante zuerst einfach umgeschlagen und mit einem Heftstich —ebenfalls möglichst fein und gleichmäßig— befestigt werden. Nachdem eine Seite des Tuches vollständig vorgesäumt wurde, wird die Saumrolle durch leichten Zug am Heftfaden gewissermaßen von selbst hergestellt. Logischerweise muss hierfür die gesamte Kante mit einem einzigen Faden genäht sein. Die Schwierigkeit liegt darin, einerseits den Faden nicht zum reißen zu bringen, andererseits gleichmäßig und sanft genug zu ziehen, damit die Schauseite des Tuches später möglichst glatt aussieht.

Beiden Verarbeitungsvarianten ist gemein, dass am fertigen Tuch lediglich vorne eine Reihe feiner Stiche zu sehen ist. Maschinenrollierte Säume weisen auch auf der Rückseite sichtbare Nähte auf und sind meist auch auf der Vorderseite deutlich unruhiger, weil zu viel Zug auf den Nähten liegt. Ein handrollierter Saum ist übrigens zu Recht ein Merkmal, das teuer bezahlt werden muss — die Herstellung dieses Details nimmt an einem Einstecktuch zwischen einer und eineinhalb Stunden Arbeitszeit in Anspruch.

Kategorie: Magazin

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

Kommentar schreiben