Dann war die Luxusdesignerwerbung wenigstens nicht ganz umsonst, Dich hat sie erreicht.
Keine Konfektion, egal wie teuer, erreicht auch nur annähernd, was mit Bespoke möglich ist, und ist sich unabhängig vom Preis untereinander viel näher als im Unterschied zu handwerklichem Vollmaß. Aber den Weg gehen halt auch nur wenige, weil selbst die, die es sich leisten können, in der Preisklasse lieber das Markenlabel vorzeigen können wollen. Und wenn es nur dazu dient, sich selbst zu bestätigen, dass man sich da mal was richtig Gutes gegönnt hat.
Aber davon abgesehen, Cucinelli ist natürlich eine andere Preisliga, aber glaubst Du ehrlich, dass Du da mit dem Verkaufspersonal über Machart-Details philosophieren kannst? Da arbeiten doch keine anderen Leute als bei SuSu. Manchmal wechseln die sogar hin und her, das ist simples Retailer-Geschäft.
Es gab mal eine Zeit, lang vergangen, da hat man unter Kleidungsfreaks tatsächlich vor allem über Inhalte gesprochen, Sichelnähte an Taschen, vernähte Einlagen, pikierte Revers, Stoffdetails. Das war eine Zeit, als SuSu der einzige Anbieter unter 1000,- für einen Anzug war, bei dem sich überhaupt solche Diskussionen anwenden ließen. Bei MTM ging noch viel mehr. Heute gibt es Nachahmer wie Anton Meyer und Spier & Mackay, die das Geschäftsmodell exakt kopiert haben, so dass SuSu da nicht mehr allein steht, was ja auch positiv für den interessierten Konsumenten ist.
Aber vor allem reden wir heute auch wieder mehr über Price Points und Herstellerrankings nach Angeberfaktor statt über Inhalte. Ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Selbst die SuSu-Marketingkampagnen waren ja immer mehr auf Markenaufbau durch plakative Aufmerksamkeit angelegt als auf die inhaltliche Qualität von vernähtem Stoff, der ein Anzug ja unabhängig vom Preis immer noch ist und wo die Unterschiede in der Konfektion untereinander viel geringer sind, als es uns das Luxusmarketing einreden möchte. Ist halt einfacher, weil mehr Leute mitreden können/wollen.