Anzug / MTM / Masskonfektion

Irgendwie lustig, ein Pleitier ist Finanzminister.
Das hätte es früher nicht gegeben. :)
Aber wenigstens trägt er dabei nicht auch noch Wilvorst.
Weshalb ist er denn "Pleitier"?
Weil er mal eine Firma hatte, die nicht gelaufen ist?

Das ist meiner Meinung nach noch ehrenvoller als die sonstigen aktuellen Politkarrieren von Studienabbrechern (meistens *innen), erfolglosen Kinderbuchautoren, Völkerrechtler*innen, die ihre Masterarbeit aus Gründen selber zur Verschlusssache erklärt haben usw. usf.
 
Weshalb ist er denn "Pleitier"?
Weil er mal eine Firma hatte, die nicht gelaufen ist?
Ja, weswegen ist man denn Pleitier? Weil man gern Teewurstbrote isst? Zumindest haben Völkerrechtler*innen, die ihre Masterarbeit aus Gründen selber zur Verschlusssache erklärt haben, nicht mit 18 schon den dicken Wirtschaftsmaxe gegeben, sondern gleich klargemacht, dass sie sich ein Leben außerhalb der Staatsknete nicht zumuten wollen.
 
Das ist meiner Meinung nach noch ehrenvoller als die sonstigen aktuellen Politkarrieren [...]

Vielleicht sollte man sich mal Gedanken machen was man genau als Anforderung an einen Politiker hat. Und dann seine Urteile an diesen Anforderungen ausrichten, nicht an (politischer) Sympatie. Und ja, das ist schwer, ich weiss wovon ich rede. ;)

Jedenfalls halte ich weder Geschäftsfüher- noch schriftstellerische Skills für notwendig, und eigentlich auch keinen Studienabschluss (eher schon eine Integrität, die sich mit plagiierten Abschlussarbeiten nicht vereinbaren lässt).

N.H.
 
Jedenfalls halte ich weder Geschäftsfüher- noch schriftstellerische Skills für notwendig, und eigentlich auch keinen Studienabschluss (eher schon eine Integrität, die sich mit plagiierten Abschlussarbeiten nicht vereinbaren lässt).
Ich auch nicht, aber wenn man sich schon dermaßen in die Wirtschaftsjungbrust wirft, wird man halt daran gemessen.

Ich würde aber schon ein Sternchen extra im Ministerklassenbuch eintragen, wenn der Justizministernde auch Jurist ist, der Gesundheitsministerin Arzt, der Verkehrsminister Ingenieurin und die Kanzlerin z. B. Physikerin oder Historiker. :)
 
Ich würde aber schon ein Sternchen extra im Ministerklassenbuch eintragen, wenn der Justizministernde auch Jurist ist, der Gesundheitsministerin Arzt, der Verkehrsminister Ingenieurin und die Kanzlerin z. B. Physikerin oder Historiker. :)
Ohne Anspruch auf wirkliche Einsicht gebe ich Dir bei Jura und Finanz recht, da wird es schwer ohne Fachkompetenz. Beim Rest überwiegt m.E. die Verwaltungskompetenz: ich muss nicht einen Blinddarm entfernen können um einen Verwaltungsapparat zu führen, mir die richtigen Leute zu suchen die mich richtig briefen. Und mir nebenher erklären zu lassen worum zum Geier es hier gerade geht. Netzwerken und Positionen durchsetzen auf Teufel komm raus kann ich eh, sonst wäre ich eh nicht auf dem Posten.

Intgelligenz und logische Denkfähigkeit sind je nach Position sehr nützlich, dann ist eine Physikpromotion aber nur ein Beleg dafür (ok: kann es sein, ich kenne da Physiker...), nicht die Primärkompetenz

N.H.
 
Ohne Anspruch auf wirkliche Einsicht gebe ich Dir bei Jura und Finanz recht, da wird es schwer ohne Fachkompetenz. Beim Rest überwiegt m.E. die Verwaltungskompetenz: ich muss nicht einen Blinddarm entfernen können um einen Verwaltungsapparat zu führen, mir die richtigen Leute zu suchen die mich richtig briefen. Und mir nebenher erklären zu lassen worum zum Geier es hier gerade geht. Netzwerken und Positionen durchsetzen auf Teufel komm raus kann ich eh, sonst wäre ich eh nicht auf dem Posten.

Intgelligenz und logische Denkfähigkeit sind je nach Position sehr nützlich, dann ist eine Physikpromotion aber nur ein Beleg dafür (ok: kann es sein, ich kenne da Physiker...), nicht die Primärkompetenz

N.H.
Die Annahme, dass der jeweilige Minister / die Ministerin die Verwaltung führen würde, ist gelinde gesagt naiv. Die haben meistens noch nicht mal eine entfernte Ahnung davon, wie die Geschäftsprozesse dort laufen (ich weiß wovon ich spreche). Auch die Ebene der Staatssekretäre hat diese Kenntnis oft nicht, es sei denn, sie sind selbst aus der Beamtenschaft hervor gegangen, was aber leider immer seltener wird. Das überlässt man dann den Abteilungsleitungen, aber da die auch politische Beamte sind und zunehmend mit Versorgungsfällen aus den Parteizentralen besetzt werden, geht selbst auf dieser Ebene eine solche Kompetenz mittlerweile zunehmend verloren.

Ich bin nicht der Meinung, dass die Kabinettsmitglieder unbedingt etwas studiert haben müssen, was mit ihrem jeweiligen Ressorts zu tun hat (beim Justizminister würde ich eine Ausnahme machen) oder überhaupt eine Uni von innen gesehen haben müssen. Allerdings bin ich sehr wohl der Meinung, dass jeder Politiker und jede Politikerin sich vorher mal irgendwo im bürgerlichen Leben angestrengt haben und wissen sollte, was die arbeitende Bevölkerung so erlebt jeden Tag. Politologie studiert (oder abgebrochen), Mitarbeiter bei einem Bundestagsabgeordneten und dann selbst Mandatsträger, wie es aktuell en vogue ist, ist eine ganz schlechte Sache meines Erachtens. Für solche Leute fehlt mir jeder Respekt.
 
Allerdings bin ich sehr wohl der Meinung, dass jeder Politiker und jede Politikerin sich vorher mal irgendwo im bürgerlichen Leben angestrengt haben und wissen sollte, was die arbeitende Bevölkerung so erlebt jeden Tag. Politologie studiert (oder abgebrochen), Mitarbeiter bei einem Bundestagsabgeordneten und dann selbst Mandatsträger, wie es aktuell en vogue ist, ist eine ganz schlechte Sache meines Erachtens. Für solche Leute fehlt mir jeder Respekt.
Du bist also der Ansicht als Mitarbeiter und Mandatsträger würde man sich nicht anstrengen (mal außen vor dass "bürgerliches Leben" m.E. sehr unscharf ist)?

Ja und nein. Nix gegen berufsfremde Erfahrung, aber am Ende will ich halt doch lieber, dass in den politischen Entscheidungspositionen Profis sitzen, und nicht Schornsteinfeger die mal eine Pause vom Schornsteinfegen einlegen, überspitzt gesagt. Was jetzt genau zu dieser "Professionalität" beiträgt, inwieweit man als Quereinsteiger auf- und überholen kann - darüber kann man sicher lange diskutieren. Aber was ich persönlich echt nicht will ist von einem "Querschnitt der normalen Bevölkerung" regiert werden.

Persönliche Betroffenheit, also Erfahrung am eigenen Leib, ist übrigens auch gefährlich, weil das den neutralen Blick aufs Ganze verzerrt. Das ist ja das, was im negativen Sinne Lobbyismus erreichen will: dass sich jemand überproportional für eine Sicht der Dinge engagiert.

N.H.
 
Du bist also der Ansicht als Mitarbeiter und Mandatsträger würde man sich nicht anstrengen (mal außen vor dass "bürgerliches Leben" m.E. sehr unscharf ist)?

Ja und nein. Nix gegen berufsfremde Erfahrung, aber am Ende will ich halt doch lieber, dass in den politischen Entscheidungspositionen Profis sitzen, und nicht Schornsteinfeger die mal eine Pause vom Schornsteinfegen einlegen, überspitzt gesagt. Was jetzt genau zu dieser "Professionalität" beiträgt, inwieweit man als Quereinsteiger auf- und überholen kann - darüber kann man sicher lange diskutieren. Aber was ich persönlich echt nicht will ist von einem "Querschnitt der normalen Bevölkerung" regiert werden.

Persönliche Betroffenheit, also Erfahrung am eigenen Leib, ist übrigens auch gefährlich, weil das den neutralen Blick aufs Ganze verzerrt. Das ist ja das, was im negativen Sinne Lobbyismus erreichen will: dass sich jemand überproportional für eine Sicht der Dinge engagiert.

N.H.

Von nicht anstrengen habe ich nichts geschrieben. Bürgerliches Leben meint hier alles außerhalb der Berufspolitik.

Von einem "Querschnitt der normalen Bevölkerung" habe ich auch nichts geschrieben, allerdings wird das oft vertreten in Zusammenhang mit politischer Repräsentation. Eine reine Expertenregierung bräuchte ich nicht zu wählen, da kann man auch McKinsey beauftragen.

Glaubst du wirklich, dass jemand, der Politologie studiert hat, damit automatisch etwas von Politik versteht? Und wer sich in Ochsentouren und Parteischlachten durchsetzt, hat dort vor allem gelernt, wie Machterhalt funktioniert, eine m.E. eher negative und gefährliche Eigenschaft, wenn sie von Gemeinsinn und dem persönlichen Einstehen für bestimmte Inhalte entkoppelt wird. Ich halte persönliche Betroffenheit überhaupt nicht für gefährlich, sie ist vielmehr die Triebfeder für jedes Engagement. Lobbyisten sind in der Regel das genaue Gegenteil, sie haben eben kein eigenes Anliegen sondern sollen für Geld Einfluss sichern.

Kann man jetzt sicher genauso weit treiben wie die Ernährungsdiskussion im Parallelfaden, muss man aber nicht ;-)
 
Eine reine Expertenregierung bräuchte ich nicht zu wählen, da kann man auch McKinsey beauftragen.

Hahaha. McKinsey. Experten. Ausgerechnet! Neeisklar…

Glaubst du wirklich, dass jemand, der Politologie studiert hat, damit automatisch etwas von Politik versteht?

Äh, ja. Das ist so wie Studium funktioniert, weißt Du? Du studierst ein Fach, und, hokuspokus! steigt Dein Verständnis vom Fach. Dass einzelne Ärzte Homöopathie vertreten widerspricht nicht dem Grundprinzip.

Und wer sich in Ochsentouren und Parteischlachten durchsetzt, hat dort vor allem gelernt, wie Machterhalt funktioniert, eine m.E. eher negative und gefährliche Eigenschaft, wenn sie von Gemeinsinn und dem persönlichen Einstehen für bestimmte Inhalte entkoppelt wird.

Der Politiker geht (wie jeder andere) davon aus das Richtige zu wollen, und seine Wähler sehen das auch so. Machterhalt ist dann gut, denn sonst sind die Falschen an der Macht. Du findest es richtig, Macht widerstandslos an die abzugeben, die (aus Deiner Warte) das Falsche wollen?

Die Entkopplung unterstellst Du. Aber ja, wenn jemand das Falsche will ist Machterhalt negativ und gefährlich. Aber wer bestimmt denn was falsch ist?

Ich halte persönliche Betroffenheit überhaupt nicht für gefährlich, sie ist vielmehr die Triebfeder für jedes Engagement. Lobbyisten sind in der Regel das genaue Gegenteil, sie haben eben kein eigenes Anliegen sondern sollen für Geld Einfluss sichern.

Du hast mich falsch verstanden. Der Job des Lobbyisten ist es, beim Entscheidungsträger persönliche Betroffenheit für ein Thema zu erzeugen. Politik ist Interessenausgleich. Glaubst Du wirklich der funktioniert „fair“ wenn da persönliches Involvement in einem Teilinteresse besteht? Sei es, weil der gelernte Schornsteinfeger ein besonderes Herz für seine alte Zunft hat, oder der Lobbyist seine Sichtweise besonders intensiv (und emotional) platziert? Wie kann da Voreingenommenheit (als anderer Ausdruck für „persönliche Betroffenheit“) sinnvoll sein?

N.H.
 
Ich glaube ich habe dich schon richtig verstanden ;-)
Ist aber auch egal, wir sind halt verschiedener Meinung, so ist das Leben.
 
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