Darf ein Absatz leicht kippeln?

Man kann stark vereinfachend sagen, dass die Absatzgesamthöhe der Fersensprengung entspricht.
Dann sind oberer und unterer Keder unter Gesamtabsatzhöhe zusammengefasst und das Einbinden des Schuhschaftes
der Einfachheit halber außen vor gelassen.

Die technische Betrachtung ist aber für einen Schuhkäufer absolut uninteressant - für ihn kommt es bei der Fersensprengung nur darauf an, dass seine Ferse waagerecht und nicht schräg wie in der Zeichnung zu sehen, nach vorne in Richtung Schuhspitze abfallend, gelagert ist.
Wäre dies der Fall, wie oft zu sehen, dann würde sich der Schuhschaft schnell weiten, da der Fuß bei jedem Schritt nach vorne rutscht und wie ein Stößel den Schaft auseinander treibt.

faria-1-ed3.jpg

Das zeigt diese Zeichnung eines Leistens mit dem Leistentreppchen (zum Ausmessen der Fersensprengung)
Liegt der Leisten auf der richtigen Stufe, dann liegt der Fersenbereich, das Fersenauflager, waagerecht - so wie es sein soll - oder zu hoch wie in der Zeichnung, dann rutscht der Fuß nach vorne wie beschrieben.
Dann wäre auch die Gelenksprengung, also das Maß abgenommen an der Absatzvorderkante geringer, was nicht so sein sollte.
Zu tief - die Ferse würde sich gegen die Fersenkappe lehnen - gibt es selten, eigentlich nie.

Bei korrektem Stand hat der Absatz die Höhe, die der Leisten vorgibt, damit die Ferse waagerecht gelagert wird.
Nur das muss wirklich jeder Schuhkäufer wissen.
Achten sollte er auf die korrekte Lage der Ballenline ebenfalls und bei jedem Schuh.


Die Spitzensprengung oder -hub hängt von der Fersensprengung ab - dabei gilt:
Je höher der Absatz desto niedriger die Spitzensprengung!
Siehe Zeichnung: Was passiert mit der Schuhspitze wenn man den Leisten auf eine andere Stufe stellt (links in der Zeichnung)?
Dies ist bedingt durch den Abrollvorgang, denn Fersen- und Spitzensprengung sollen zusammen das Abrollen erleichtern und einer hohen Schuhbiegung vorbeugen.
Die konkreten Maße legt der Schuhmachermeister anhand der Statur, Beinlänge und Schrittweite des Schuhträgers fest.

Bei den zahlreichen Leisten-Fehlkonstruktionen, bei denen wie Jazznow schon geschrieben hat, die Ballenlinie des Leistens weit vor der Ballenlinie des dazu passenden Fußes liegt, hat natürlich auch einen EInfluss auf die sichtbare Spitzensprengung des Schuhs wenn die Spitze gen Himmel zeigt - wird aber trotzdem sehr gerne gekauft, gefällt vielen anscheinend.
Dito schaut kaum jemand bei Schuhen auf den Bereich oberhalb des Absatzes - sprich:
Wird die Ferse waagrecht gelagert.

Es gibt natürlich auch Schuhe mit dicken mehrlagigen harten Sohlen und komplett ohne Spitzensprengung - Geschmackssache.
 
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nötiges Wissen

Hallo, Urban,

"Bei korrektem Stand hat der Absatz die Höhe, die der Leisten vorgibt, damit die Ferse waagerecht gelagert wird.
Nur das muss wirklich jeder Schuhkäufer wissen.
Achten sollte er auf die korrekte Lage der Ballenline ebenfalls und bei jedem Schuh."

Danke.

Bitte Bilder, die dem Laien erklären, wann genau das der Fall ist und wann nicht.
 
Mit Verlaub - dazu komme ich im Moment nicht, dazu fehlt mir heute einfach die Zeit.
Der Schuhkaufinteressent kann sich eine Seitenansicht der infrage kommenden Schuhe in aller Ruhe anschauen und dabei darauf achten wie die Sohle dort, oberhalb des Absatzes, verläuft/liegt:
Waagrecht oder leicht nach vorne geneigt.
 
Ich habe mir jetzt ein paar Schuhe der bekanntesten Forenmarken angeschaut, auch welche aus dem Ausland,
na ja, tatsächlich kommen ja alle aus dem Ausland, und dabei kann man sehen, dass kaum einer einen Stand hat.

Die einen sind mit schwebender Laufsohle fotografiert worden, schräg von vorne, damit man das nicht gleich so sieht,
bei den anderen Schuhen schaut die Spitze wie der Absprungtisch einer Skischanze gen Himmel
- sollen wahrscheinlich himmlisch hohe Umsätze einbringen - keine Bange, tun sie ja auch, schaut ja keiner so genau hin,
sind ja rahmengenäht, also geklebt statt nur genäht, "preiswert" und überhaupt:
Für das Geld kann Mann ja bekanntlich nichts falsch machen!

Bei den Feinen aus der Stadt an der Donau gibt's nur ganz wenig zu bemängeln außer der ebenfalls viel zu hohen Spitzensprengung und kleinen Fehler beim Einleisten und Zwicken.
Da fragt man sich doch glatt wo bei dermaßen großer Spitzensprengung der Fuß im Schuh überhaupt noch aufliegt:
Nur noch die Ferse und die Zehenballen?

Da muss schon jeder selber genauer hinschauen wenn er mal wieder preisgünstig sehr gute Schuhe, also rahmengenähte,
versteht sich ja schon von selbst, ordern möchte. Es gibt ja nach gängiger Meinung keine anderen bekannten Macharten,
in denen man gute Schuhe machen könnte.
Ist klar: Alles über Herrenschuhe - alles über rahmengenähte geklebt-genähte Schuhe von Grenson

Auf ein Schuhmarken- und -brandrating konkret - es wären zu viele - habe ich keine Lust, kann aber sagen, dass ich nach wie vor behaupte, dass Mann für weniger als 400 €/500 € in Deutschland keine vernünftigen Schuhe bekommen kann - wenn Mann genau hinschaut!
Andere Länder - andere Preise.

Und da sei auch noch einmal an die Lederqualität per se erinnert, und dass viele Details zu einem wirklich guten Schuh gehören:
deckgefärbt, Unterspalt mit Geweberücken, Laufsohlen, die sich schnell ablaufen, usw. - Fotos findet man ja mehr als genug
WENN Mann der Wahrheit in's Auge schauen möchte - ansonsten: die übliche Leier
 
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Ob's schon eine Krankheit ist, das kann ich als Nichtmedizinmann nicht beurteilen,
angefangen hat es aber mit der Werbung von Jung von Matt.
https://www.youtube.com/watch?v=zw13vZoqIAg

Wie bereits gesagt - das Kippeln des Absatzes ist nicht so schlimm wenn es sich in Grenzen hält; wesentlich bedeutsamer sind zu lange Schuhe wie Jazznow auch schon sagte, da sich dabei starke Gehfalten ausprägen können, die von oben auf die Zehen und Fußgelenke drücken können.
Auf jeden Fall sollte man darauf achten, dass die Schuhsohle oberhalb des Absatz waagrecht ist.
Auf jeden Fall beim Schuhkauf:
Genau hinschauen wie sie gemacht sind, statt nur den Preis im Auge zu behalten.
 
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Jazznow markiert.jpg

Zur Verdeutlichung und um Mißverständnisse zu vermeiden, habe ich das waagerechte Fersenlager - orangefarben -
im Foto von Jazznow markiert.

Die blaue senkrechte Linie bezeichnet die Gesamthöhe von
- gelistet von unten nach oben -
  • Absatz inkl. Absatzfleck
  • unterem (Absatz) Keder
  • Laufsohle(n)
  • oberem Keder
  • Schuhschafteinbindung: Ober- + Futterleder werden auf die Brandsohle geschlagen und eingebunden = Zwickeinschlag
  • Brandsohle
  • ggf. Deckbrandsohle mit und ohne Auftrittsdämpfung
 
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Oh Gott, so viel konstruktive Information auf einer Seite (fast ohne Störung) hab ich im Herrenschuhe Bereich noch nie gesehen. Alles schon gewusst aber Bilder und genaue Erklärung bringen noch mehr Einblick, DANKE! :)
 
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