Erfahrungsbericht: Policke vs. Dolzer vs. Suitsupply vs. Rooks & Rocks vs. Vesturo

Ich sehe da durchaus eine Änderung in vielen Bereichen des Konsums. Vielleicht nicht so schnell wie manch einer sich das wünscht, aber es geht in die richtige Richtung.
Natürlich. Die Leute kaufen mehr Autos, und weniger Pferde. Das ist aber nicht das, was ich meinte.

Beispiel Rindfleisch (da ist die Ansicht, dass Bio "besser" ist, relativ unkontrovers). Quellen variieren, ich halte Statista für recht seriös. Der Anteil an Bio-Rinderfleisch liegt bei knapp 7% (andere Fleischsorten geringer). Bio-Rindfleisch gibt es als solches seit, wann, 40 Jahren? 30, meinetwegen? In der ganzen Zeit liegt das bessere, aber teurere Produkt Seite an Seite mit der Konkurrenz, die "schlechter", aber billiger ist, und schafft es kaum aus dem Startblock. Warum? Weil (im Unterschied zu Pferd vs. Auto) der individuelle Nutzen gering erscheint: sieht aus wie Fleisch, schmeckt auch in etwa so, ist aber billiger. Besser für Tier, Umwelt, Klima: nehme ich nicht unmittelbar wahr, den Preis aber schon.

Und das kann ich nicht auf die individuelle Entscheidung abwälzen, dass die Entscheidung für das Große Ganze, unter persönlichem Opfer, getroffen wird. Das funktioniert nicht. Gegenbeispiele bitte gerne, ohne dass die "richtige Wahl" in der einen oder anderen Art gesellschaftlich gestützt wird. Vielleicht sehe ich das ja wg. z.B. confirmation bias einfach nur nicht.

N.H.
 
Vesturo
  • Preis: 1200 €
  • Hemden: 150 €
  • Mitarbeiterin: ? - Es gibt nur eine
  • Produktion: Deutschland / Mitarbeiterin
  • Typ: MTM / 100% Schurwolle von Barberis Canonico - 10.712
  • Ambiente: Kleiner Laden mit nur einer Mitarbeiterin. Wirkt wie ein Atelier.

Zwar ist Vesturo mit der teuerste der besuchten Anbieter aber meiner Erfahrung nach auch der Beste. Das fängt dabei an, dass es nur einen Mitarbeiter gibt, man alleine im Laden ist und im Gegensatz zu all den anderen Konkurrenten hier die Vermessungs-Termine auf drei Stunden angesetzt sind. Die Dame ist eine Expertin, das merkt man sofort. Sie hat schnell konkrete Vorstellungen bezüglich des Aufbaus, Schnitt sowie Farbe und kann diese auch begründen. Jedes noch so kleine Detail fließt in die Entstehung des Anzugs ein. Seien es Farbe der Schuhe oder deren Art, die Beschaffenheit des Brautkleids sowie dessen Stoffprobe, Location der Hochzeit, Jahreszeit, usw., usw.
Also mit Vesturo in Wien hab ich ganz andere Erfahrungen gemacht.

Bin dort ohne Termin rein - auf Empfehlung einer Freundin die den Eigentümer kennt - um mir mal anzusehen was sie so bieten.
Obwohl das Geschäft komplett leer war, wurde ich noch in der Tür stehend gefragt ob ich einen Termin habe. Auf mein Nein hin ist die Dame zur Tür gesprintet und hat sie zu gedrückt und recht agressiv gesagt ich soll einen ausmachen und gehen.
Die nette Erfahrung wurde dann natürlich an den Eigentümer weitergetragen und ich bekam am nächten Tag einen Termin mit der selben Dame. Diesmal hat sie mir die Tür sogar aufgehalten.

Ich wollte eines der Hemden testen.
Absulut ratlos auf meine Fragen zu den Stoffen habe ich auf das Hemd was ich trage gedeutet und meite, dass ich gerne einfach ein recht blickdichtes weißes Hemd möchte. Darauf hin hat sie angefangen über mein Hemd und die Qualität herzuziehen. Auf mein Kommentar, dass es ein Maßhemd von Venturini ist - haben sich ihre Gesichtszüge abermals verzogen vor Schock.

Ich bin dann einfach gegangen und hab die Dame stehen lassen.

Aber ja...seit dem nie wieder rein. Man merkt aber, es liegt doch meistens an der Person die einen bedient. So sehr können Erfahrungen auseinanderweichen.
 
Natürlich. Die Leute kaufen mehr Autos, und weniger Pferde. Das ist aber nicht das, was ich meinte.

Amüsant...

Natürlich. Die Leute kaufen mehr Autos, und weniger Pferde. Das ist aber nicht das, was ich meinte.

Beispiel Rindfleisch (da ist die Ansicht, dass Bio "besser" ist, relativ unkontrovers). Quellen variieren, ich halte Statista für recht seriös. Der Anteil an Bio-Rinderfleisch liegt bei knapp 7% (andere Fleischsorten geringer). Bio-Rindfleisch gibt es als solches seit, wann, 40 Jahren? 30, meinetwegen? In der ganzen Zeit liegt das bessere, aber teurere Produkt Seite an Seite mit der Konkurrenz, die "schlechter", aber billiger ist, und schafft es kaum aus dem Startblock. Warum? Weil (im Unterschied zu Pferd vs. Auto) der individuelle Nutzen gering erscheint: sieht aus wie Fleisch, schmeckt auch in etwa so, ist aber billiger. Besser für Tier, Umwelt, Klima: nehme ich nicht unmittelbar wahr, den Preis aber schon.

Und das kann ich nicht auf die individuelle Entscheidung abwälzen, dass die Entscheidung für das Große Ganze, unter persönlichem Opfer, getroffen wird. Das funktioniert nicht. Gegenbeispiele bitte gerne, ohne dass die "richtige Wahl" in der einen oder anderen Art gesellschaftlich gestützt wird. Vielleicht sehe ich das ja wg. z.B. confirmation bias einfach nur nicht.

N.H.

Ich halte den Anteil von Bio-Rindfleisch im Gesamtkonsum so wenig aussagefähig, wie das Bio-Siegel insgesamt für das Tierwohl.
Auf unzähligen Märkten verkaufen jedenfalls lokale Landwirte ihre Erzeugnisse, die nachhaltig produziert wurden, ohne dass sie sich um das Bio-Siegel Gedanken machen würden. Ich halte es daher für wahrscheinlich, dass der Konsum-Anteil von gut produziertem Rindfleisch höher ist, als der von Bio-zertifiziertem Fleisch insgesamt. Ich kenne auch immer weniger Menschen, denen der Preis wichtiger ist, als die Qualität und dafür immer mehr Menschen, die immer weniger Fleisch essen.

Du magst es für wünschenswert halten, wenn dem Konsumenten vom Gesetzgeber vorgegeben wird, was er zu essen hat. Wenn dabei aber Bio-Hühner rauskommen, die auf 3 Etagen übereinander gehalten werden, bleibe ich lieber beim Huhn vom lokalen Geflügelbauern, der keine solche Augenwischerei betreibt.
 
Amüsant...



Ich halte den Anteil von Bio-Rindfleisch im Gesamtkonsum so wenig aussagefähig, wie das Bio-Siegel insgesamt für das Tierwohl.
Auf unzähligen Märkten verkaufen jedenfalls lokale Landwirte ihre Erzeugnisse, die nachhaltig produziert wurden, ohne dass sie sich um das Bio-Siegel Gedanken machen würden. Ich halte es daher für wahrscheinlich, dass der Konsum-Anteil von gut produziertem Rindfleisch höher ist, als der von Bio-zertifiziertem Fleisch insgesamt. Ich kenne auch immer weniger Menschen, denen der Preis wichtiger ist, als die Qualität und dafür immer mehr Menschen, die immer weniger Fleisch essen.

Du magst es für wünschenswert halten, wenn dem Konsumenten vom Gesetzgeber vorgegeben wird, was er zu essen hat. Wenn dabei aber Bio-Hühner rauskommen, die auf 3 Etagen übereinander gehalten werden, bleibe ich lieber beim Huhn vom lokalen Geflügelbauern, der keine solche Augenwischerei betreibt.
Naja, "ich halte für wahrscheinlich" vs. Statista, samt anekdotischer Evidenz und üblichen Talking Points a la "bio ist ja gar nicht richtig bio, also ist das Thema ja eh sinnlos". Dazu die alte Mähr vom Verbots- und Zwangsstaat[1].

Ich glaube Dir dass Deine Argumentation für Dich schlüssig wirkt, mich überzeugt sie leider nicht. Zumal ein Beispiel dafür fehlt wo sich die individuell nachteilige, gesellschaftlich aber vorteilhaftere Lösung ohne entsprechende Lenkung in der Breite durchgesetzt hat. Außer Du willst Deine gefühlten Fleischproduktionszahlen so verstanden wissen.

N.H.

[1] Hat niemand gesagt. Es geht darum die richtige Entscheidung zu unterstützen, also z.B. Quälfleisch mit 1 €/kg zusätzlich belasten um Biofleisch mit 2€/kg zu subventionieren, mal so ins unreine gedacht. Das Ansinnen, die Allmende gratis ausbeuten zu können, ist immer weniger haltbar, da hat der Staat jedes Recht die Allgemeinbelastung an der Quelle anzurechnen.
 
Wenn man Frankreich (Charolais), Italien (Chiana), Irland, USA, Australien, Neuseeland, Argentinien (alle Hereford, Angus, teilweise sogar Wagyu) aus Freilandhaltung dazu rechnet, auf jeden Fall.
Natürlich kann man sich einiges schönreden, teils auch schönrechnen. Aber belastbare Zahlen wären halt schön. Gefunden habe ich den Bio-Anteil insgesamt bei Lebensmitteln (Anteil Fleisch ist nicht kostenlos abrufbar): auch hier grob 7%.

Aber geh mal zu den massenmässig relevanten POS, Discounter, Supermarktketten. Wie ist da der „gefühlte“ Anteil? Ich gönne Dir mal einen Anteil an ausländischem Gutfleisch in Höhe der heimischen Bio-Produktion (und fühle mich damit spendabel), dann sind wir bei 14%. In 40 Jahren. Findest Du das sei die behauptete grundlegende Veränderung aufgrund von Individualentscheidungen? Dazu kommt dass das Bio-Segment ja schon durchaus speziell gefördert wird, nicht zuletzt propagandistisch.

Ich vermisse nach wie vor Beispiele dafür, wo individuelle, individuell „nachteilige“ Entscheidungen ohne gesellschaftliche Förderung eine Veränderung zum gesellschaftlich gewünschten Verhalten bewirkt haben. Es gab doch Verfechter, aber bisher kein Beispiel? Man kann doch nicht einfach etwas behaupten, ohne das unterfüttern zu können?

Ich würde ja gerne etwas mehr an Altruismus, das Gute im Menschen glauben, aber das ist leichter wenn ich dafür Beispiele habe. Sonst bleibt ja nur der Schluss dass es ohne „Zwang“, d.h. Regelung von oben, nicht geht. Wer eine Regelung ablehnt, sollte schon plausibel machen dass es ohne geht.

N.H.
 
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