Es kann sicher kein sinnvolles Ziel sein "Stil" als Begriff festzunageln. Aber kulturhistorische Betrachtungen über den Begriff gehören IMO zu einem Bekleidungsforum unbedingt dazu, denn Garderobe findet ja nicht im luftleeren Raum statt, sondern ist Ausdruck sozialer (Macht)Verhältnisse, von Ideologien und Wertvorstellungen etc. pp. - "goods are neutral, their uses are social." Insofern empfinde ich einen gepflegten Austausch über solche Fragen durchaus als bereichernd.
Ich denke auch nicht, dass es allgemeingültig möglich ist. Aber das kann ja auch ein Ergebnis sein. Der Grund für meinen Thread ist, dass ich den Eindruck habe, es existieren verschiedene Definitionen von Stil in den Köpfen der Mitforisten. Gerade das ist natürlich verwirrend für neue Mitglieder bzw. "Stilsuchende".
Durch die Medien wird man gerne dazu verleitet, "Stil" mit dem Besitz bestimmter Insignien gleichzusetzen. Was klar ist, schließlich verlangen die meisten Menschen einfache Antworten und die Medien versuchen das zu befriedigen.
Auf der anderen Seite lernt man, dass Stil eigentlich etwas ist, was aus einem herauskommen muss, also nicht durch Geld erkauft werden kann. Hier im Forum wiederum habe ich den Eindruck, dass teilweise eine Mischform herrscht. Auf der einen Seite will man keinen Labelfetischismus, es werden aber dennoch bestimmte Marken bevorzugt. Da gehen bestimmte Schuhhersteller oder Autotypen gar nicht, weil die angeblich nicht stilvoll sind.
Ich leite davon ab: wenn ein Mensch Stil hat, drückt sich das zumeist in bestimmter Kleidung und der Bevorzugung bestimmter (zumeist mit Prädikat "wertig" versehener) Dinge in seiner Umgebung aus. Muss aber nicht, so kann es z.B. alte Männer auf rostigen Fahrrädern geben, die trotzdem mehr Stil im kleinen Finger haben sollen, als andere zusammengenommen.
Gerade bei der Kleidung gibt es verschiedene Firmen, die bevorzugt werden, aber sie sind nicht unbedingt Voraussetzung. Meistens sind die stilvollen Produkte teurer als die gewöhnliche Massenware, was aber mit dem Design und besserer Qualität begründet wird. Teuer gilt aber nicht als Grundvoraussetzung für Stil. Interessant dabei ist, dass es auch passieren kann, dass ein stilvolles Produkt durch die Verbreitung im Massenmarkt plötzlich seinen Status "stilvoll" verlieren kann, selbst wenn sich das Produkt selber nicht verändert hat. Daraus könnte man ableiten, dass diejenigen, die sich selber als "stilvoll" bezeichnen, nichts mit dem Massengeschmack zu tun haben wollen, Masse also generell als stillos gilt.
Wie stehen die Mitforisten zu meinen Überlegungen? Wo sehen Sie Dinge anders?