@Ach Gordon..
Versuchen wir mal, dein Rechtfertigungsschreibsel auseinander zu dröseln.
Du unterliegst dem gleichen Fehler wie so viele Andere, indem du offensichtlich Attribute wie "Gentleman" oder "Obere Zehntausend" ( wer soll das um Gottes willen sein?) zunächst einmal über Geld, Besitz und "Habitus" definierst.
Dazu ein paar Anregungen aus meiner Erfahrung als - vermutlich - Angehöriger dieser Oberschicht. Stil, Eleganz, Benehmen, sogar Habitus hat nichts, aber auch gar nichts mit Geld zu tun, im Gegenteil.
Die von dir genannten Leute verdienen sicherlich gut, sind eventuell sogar reich, aber deswegen müssen Sie nicht zwangsläufig zu den Genannten gehören. Heute definiert sich der Mittelstand und Darüber weitestgehend nur noch über Geld und vermeintliche Statussymbole. Durch die industrielle Revolution ist auch ein großer Teil des Proletariats finanziell im Mittelstand angekommen, ohne aber dessen ursprüngliche Ideale mitzunehmen.
Das, wodurch sich das sgn. Bildungsbürgertum einmal definierte, ist nahezu ausgestorben. Ich kann dich beruhigen, egal wo du hinkommst, es gibt immer einen der ist reicher, schöner, intelligenter oder größer als du. Ende der Geschichte.
Dein Geld, dein Titel oder deine vermeintlichen Statussymbole bringen dir, zumindest in den Kreisen auf die du abzielst, nichts, dort wirst du an Benehmen, Verdiensten ( nicht pekuniär ) und Taten gemessen. Vulgo: Auch mit Mammon oder einem Doktortitel kannst du ein unglaublicher Schwachkopf oder Parvenue sein.
Es ist aber wichtiger, etwas zu sein als etwas sein zu wollen. Das merkt man sofort, den "Stallgeruch" kannst du nicht lernen. Das ist aber auch gar nicht schlimm, warum stehst du nicht zu dem was du bist, das scheint doch weiss Gott nichts Schlechtes zu sein. Alles andere ist im besten Falle Anbiedern, im Schlimmsten Wichtigtuerei, wird als solches erkannt und verspottet oder gemieden.
Chesterfield nannte es "Welt haben", heute würde man sagen: Mondän. Das bedeutet aber nicht, mit 20 schon genug Kohle für einen BMW verdient zu haben, sondern NICHT darüber zu reden, stattdessen aber eine charmante Konversation führen zu können. Die Leute, auf die es dir ankommt, kannst du mit Besitz nicht beeindrucken, die haben eh viel mehr als Du.
Was nun deinen "goldenen Löffel" betrifft, mit dem man so geboren wird. Ich glaube, die wenigsten - noch dazu heute 20jährigen - hätten mit mir tauschen wollen. Das "wir" etwas hatten hiess nicht, das "ich" auch etwas hatte. Meine Erziehung hatte den Nimbus einer Militärakademie, und das war noch Erholung gegen die Anforderungen, die mein alter Herr an mich stellte.
Viele der vornehmsten Leute, die ich kenne, haben nach zwei Kriegen an Besitz nur noch sehr wenig, aber Sie sind dennoch jedem "Reichen" haushoch überlegen.
Nachtrag:
Ein Gentleman ( um diesen abgeschmackten Begriff zu strapazieren ) ist man, auch wenn man nur für sich alleine ist. Wer aus Bequemlichkeit oder Faulheit dem Zwang nachgibt, in Schlappen und Jogginghose rumzulaufen, weil ihn keiner sieht, kann natürlich auch ein Gentleman sein ( eventuell ), lässt es aber an der dafür erforderlichen Selbstdisziplin mangeln. Das, was ich tue, tue ich für mich, weil ich es so haben möchte - ob ich dabei Publikum habe oder nicht. Auch wenn ich alleine bin, ziehe ich mich zum Dinner vernünftig an und esse von Geschirr am Tisch, nehme eine Serviette und schlürfe nicht. Arbeit? Vielleicht, aber eine befriedigende.