Lammfellmantel heutzutage noch tragbar?

Heute trägt doch fast keiner mehr Lammfelljacken oder-mäntel. Viele Faktoren, auch das "Tierschutzbewusstsein", haben dazu beigetragen, daß dieses Produkt immer seltener anzutreffen ist.
Das übliche Bild der Fußgängerzone:
70% Kunststoff
28% Wollstoff
2% (wenn überhaupt) Lammfell und ab und an ein Pelz
Prozentuale Aufteilung "gefühlt nach Sichtung der Lage"
Ja, aber ich glaube nicht, dass das am Tierschutzbewusstsein liegt. Die meisten Menschen kaufen bei Bedarf einfach blind, was gerade im Kaufhausangebot hängt. Da wird allenfalls noch betrachtet, dass das billig und möglichst zu 90% heruntergesetzt (vulgo: "Schnäppchen, hat mal 3 Fantisillionen Dings gekostet") und gut abwaschbar ist. Dass es qualitativ gut ist, elegant gestaltet wurde und zur eigenen Figur passt, spielt immer weniger eine Rolle, weil das diesbezügliche Durchschnittsvergleichsmaß in besagter Fußgängerzone, an dem man seine eigene Kaufentscheidung unterschwellig überprüft, immer weiter sinkt.

Dem geben die Anbieter insofern nach, dass sie immer billigere Materialien verwenden. Deswegen steht die Verwendung tierischer Produkte, ob Wolle oder Leder, immer weiter unter Druck.
 
Leider Gottes sehr richtig.
Das ist eine der Entwicklungen in den letzten 10-15 Jahren, das alles für jeden jederzeit zugänglich sein muss, um Luxus und Lebensqualität zu suggerieren.

Früher gab es Lederpolster in Fahrzeugen der Oberklasse, meistens gegen horrende Aufpreise für den Preis eines Kleinwagens. Heute gehört die Lederausstattung selbst bei rollenden Einkaufswagen quasi zur Serienausstattung.

Hummer, Kobesteak, Jakobsmuscheln, Königsgarnelen usw. werden unter dem Motto "Weihnachten für Alle" beim Discounter verramscht, zusammen mit Edelkäse, Edelwein, Luxusnudeln und TK Filet Wellington "küchenfertig" und Sauce Bearnaise Fertigsauce. Wo der Kram herkommt, welche Qualität er hat und unter welchen Bedingungen er produziert wurde, interessiert keinen. Wichtig ist, "wir" können uns das leisten.

So passieren verschiedene Dinge: Keiner kann mehr kochen, bodenständige Küche mit regionalen, frischen Produkten der Saison kennt keiner mehr und "Nahrungsmittelproduktionen" schiessen wie Pilze aus dem Boden. Ein globales
Problem der Industriegesellschaften. ( Ich weiss, wieder verallgemeinert, aber der Leser weiss, was gemeint ist. )
Dazu zähle ich auch die von mir erwähnten Lammfelljacken. "Wir" können uns jetzt Dinge leisten, die früher wirklich Luxus waren, allenfalls von Besserverdienenden bezahlt werden konnten und nur an besonderen Tagen auf den Tisch kamen. Oder man leistete sich einmal einen Ledermantel, einen Pelz oder ein Paar gute Schuhe.
Heute ist es quasi ein Grundrecht, "exklusive" Artikel - und den damit einhergehenden, vermeintlichen Lebensstil jederzeit überall in jeder Menge für kleines Geld kaufen zu können. Was natürlich jeden Hauch von Luxus ad absurdum führt, wenn es in großer Menge für wenig Geld für jeden käuflich ist.

Die Diskussion haben wir aber alle drei Monate in unterschiedlichen Ausprägungen.
 
Das ist eine der Entwicklungen in den letzten 10-15 Jahren, das alles für jeden jederzeit zugänglich sein muss, um Luxus und Lebensqualität zu suggerieren.
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Die Diskussion haben wir aber alle drei Monate in unterschiedlichen Ausprägungen.

Die Entwicklung/Diskussion gibt es schon sehr viel länger. Und Versuche der Einschränkungen des Luxus gab' schon per Gesetz bei den alten Römern.

Früher gab es Lederpolster in Fahrzeugen der Oberklasse, meistens gegen horrende Aufpreise für den Preis eines Kleinwagens. Heute gehört die Lederausstattung selbst bei rollenden Einkaufswagen quasi zur Serienausstattung.

Ja, aber früher war das Leder noch Leder, heute sind nur noch die Sitzflächen aus echtem Leder (wenn überhaupt), der Rest ist Kunstleder.
 
Macht es das Besser? Oder Lederjacken aus Spaltleder oder Flicken, das Pendant zur Spanplatte?

Das ist doch genau das Problem, das eben nur der EINDRUCK erweckt wird, es handle sich um "exklusives", "edles" oder "luxuriöses", es in Wahrheit aber nur billigster Mist in immensen Stückzahlen ist. Ähnliches auch festzustellen bei LV Taschen, Burberry Mänteln, Barbour Jacken oder was auch immer. Es wird eine Exklusivität imitiert, die es in der Form schon lange nicht mehr gibt.

Und galoppierend ist das Ganze in der Tat erst seit Ende der 90er, befeuert durch neue, große Märkte mit enormer Nachfrage, verbesserten Fertigungsmethoden und immer perfekterer Imitation des Naturprodukts ( sei es Kunstleder, Erdbeergeschmack oder Krebsimitat aus Fischersatzstoffen )

Die Situation mit der in der Antike, dem Mittelalter oder auch der Vorindustriellen Zeit zu vergleichen, hinkt, weil eben durch die Industrie nunmehr die Möglichkeit besteht, den Bedarf zu befriedigen, abgespeckte Quasiversionen herzustellen und die Masse es nicht mehr als erstrebenswertes Gut sondern als elementares Grundbedürfnis versteht, nach dem Motto: Was die haben, steht mir auch zu.
Die typische neidgesteuerte Erregungsdemokratie.
 
Da ist es doch schön hier zu erfahren, auf was man achten muss:

Burberrys
Barbour, besser die alten Klassiker.
LV brauch' ich nicht.
http://leder-info.de/index.php/Kunstleder

Und abgespeckte Quasiversionen gab's bestimmt auch früher:

Da war der Kanichenbraten dann die Katze des Nachbarn.

Aber es stimmt schon, dass die die industrielle Fertigung dies in Massen ermöglicht.
 
Mir fiel beim Lesen Deines Beitrages, proteus, ganz spontan, der Österreicher Joseph Alois Schumpeter ein.
 
Natürlich kann man eine Lammfelljacke heute noch tragen. Mit den Hunden im Wald spazieren oder beim Wandern. Allerdings ist solch eine Jacke in der Anmutung doch recht rustikal. Für die Stadt dann doch eher Wolle.
 
Natürlich kann man eine Lammfelljacke heute noch tragen. Mit den Hunden im Wald spazieren oder beim Wandern. Allerdings ist solch eine Jacke in der Anmutung doch recht rustikal. Für die Stadt dann doch eher Wolle.

Steht hier ja auch unter Freizeitkleidung.;)
Und rustikal in der Stadt passt nicht so; der Bauer gehört auf's Land.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau ein Jahr nach Threadende, habe ich heute erstmals meinen
neuen (vintage) Lammfellmantel ausgeführt.

Nach einem kleinen Eingriff der Schneiderin, und einer Reinigung
des Mantels, war heute der ideale Testtag.

In Frankfurt fusselten einige Schneeflocken durch die Luft und
das Lamm erwies sich als sehr warm und äußerst bequem.

Ich bin sehr froh über die Neuanschaffung und, wenn kein Unglück passiert,
ist dies ein "Freund fürs Leben".

Allein die Holde kann den Mantel nicht leiden und ist überzeugt,
das Forum würde es sicherlich auch so sehen...
 

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