Suit Supply

Ganz herzlichen Dank für all eure Bestärkungen! Ich dachte schon, ich wäre mit meinen Erwartungen völlig neben der Spur. :)

Bei der Beratung hätte ich mir eben einfach etwas mehr Erläuterung gewünscht, welches Modell mir denn da gerade überhaupt, warum und in welcher Größe ausgehändigt wird.

Im Passform-Faden wurde mir nun empfohlen, besser einmal die Roma-Serie auszuprobieren.

Frage hierzu:

Wenn ich einen Roma-Anzug von der Stange bestelle, dann kann ich diesen ja innerhalb des 14-tägigen Rückgaberechts problemlos wieder zurücksenden, oder? Bei einer Bestellung mit Änderungen nach Kundenwunsch ("Customization") wird das ja wohl nicht mehr gehen.

Wären auch bei Mix & Match Rückgaben möglich? Dann könnte ich vielleicht eine 25er Hose mit einem 48er Sakko kombinieren.
Also wenn dir die beiden im Passformfaden gezeigten Anzüge von dem Verkaufspersonal als gut sitzend oder auch nur tragbar empfohlen wurden, würde ich den Laden nicht mehr betreten…
 
Dann war die Luxusdesignerwerbung wenigstens nicht ganz umsonst, Dich hat sie erreicht. ;) Keine Konfektion, egal wie teuer, erreicht auch nur annähernd, was mit Bespoke möglich ist, und ist sich unabhängig vom Preis untereinander viel näher als im Unterschied zu handwerklichem Vollmaß. Aber den Weg gehen halt auch nur wenige, weil selbst die, die es sich leisten können, in der Preisklasse lieber das Markenlabel vorzeigen können wollen. Und wenn es nur dazu dient, sich selbst zu bestätigen, dass man sich da mal was richtig Gutes gegönnt hat.

Aber davon abgesehen, Cucinelli ist natürlich eine andere Preisliga, aber glaubst Du ehrlich, dass Du da mit dem Verkaufspersonal über Machart-Details philosophieren kannst? Da arbeiten doch keine anderen Leute als bei SuSu. Manchmal wechseln die sogar hin und her, das ist simples Retailer-Geschäft.


Es gab mal eine Zeit, lang vergangen, da hat man unter Kleidungsfreaks tatsächlich vor allem über Inhalte gesprochen, Sichelnähte an Taschen, vernähte Einlagen, pikierte Revers, Stoffdetails. Das war eine Zeit, als SuSu der einzige Anbieter unter 1000,- für einen Anzug war, bei dem sich überhaupt solche Diskussionen anwenden ließen. Bei MTM ging noch viel mehr. Heute gibt es Nachahmer wie Anton Meyer und Spier & Mackay, die das Geschäftsmodell exakt kopiert haben, so dass SuSu da nicht mehr allein steht, was ja auch positiv für den interessierten Konsumenten ist.

Aber vor allem reden wir heute auch wieder mehr über Price Points und Herstellerrankings nach Angeberfaktor statt über Inhalte. Ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Selbst die SuSu-Marketingkampagnen waren ja immer mehr auf Markenaufbau durch plakative Aufmerksamkeit angelegt als auf die inhaltliche Qualität von vernähtem Stoff, der ein Anzug ja unabhängig vom Preis immer noch ist und wo die Unterschiede in der Konfektion untereinander viel geringer sind, als es uns das Luxusmarketing einreden möchte. Ist halt einfacher, weil mehr Leute mitreden können/wollen.
Meines Erachtens relativiert sich das Thema Marke versus handwerkliche Qualität aber gerade bei Anzügen erheblich. Denn dort sieht man ja das Label nicht von außen. Und ohne Label kann gerade die von dir beschriebene Klientel ein Kleidungsstück in der Regel nicht ein ordnen. Beim Anzug entscheidet doch viel mehr der gute Sitz und die optische Wirkung des gewählten Stoffes.
 
Meines Erachtens relativiert sich das Thema Marke versus handwerkliche Qualität aber gerade bei Anzügen erheblich. Denn dort sieht man ja das Label nicht von außen. Und ohne Label kann gerade die von dir beschriebene Klientel ein Kleidungsstück in der Regel nicht ein ordnen.
Unterschätze nicht die Fashionistas. Luxuslabels arbeiten viel mit reservierten Stoffen, die nicht besser und nicht schlechter sind als andere der gleichen namhaften Erzeuger, aber eben exklusiv und damit unterscheidbar, wenn man drauf achtet und sich Saisonkollektionen merkt. Bei verwandten Artikeln kann das auch manchmal zu seltsamen Stilblüten führen wie bei den Rauleder-Rentnerschlappen, die Loro Piana vor ein paar Jahren im Angebot hatte. Grässliches Zeug, aber plötzlich sah man sie schon hin und wieder, sogar hier im Forum. ;) Alles, was die aussagten, war, dass der Träger für einen schnell vergänglichen Saisonartikel austauschbarer Massenqualität 750,- rauslegen konnte, und die People in the know konnten das erkennen. Modemarkenranking ist halt auch so eine Peer-Review-Nummer, da kommt es nicht darauf an, dass es jeder erkennt. Jeder, der zählt, reicht.

Viel wichtiger ist aber auch, dass sich so mancher Käufer in einem High-End-Marken-Konfektionsanzug auch mal 2cm größer fühlt als einem No-Name-Produkt. ;) Denn er weiß ja, was innen für ein Label prangt. Das finde ich übrigens nicht mal schlimm. Wenn's wirklich funktioniert, ist es ja irgendwie auch ein greifbarer Produktvorteil, für den man bezahlt.

Beim Anzug entscheidet doch viel mehr der gute Sitz und die optische Wirkung des gewählten Stoffes.
Bei Konfektion ist die Passform immer gleich gut oder schlecht, wenn man den gleichen Aufwand treibt. Sie muss konzeptionell unabhängig vom Label mit den gleichen Einschränkungen leben. Der Stoff ist natürlich sehr wichtig. Aber da muss sich SuSu i.A. nicht verstecken. Sie sind ja eine der wenigen, die überhaupt Herkunft und Machart angeben.
 
Mir fehlen leider Muße und Ambition, mit Schneidermeister Böckstiegl (est. 1789) über Sichelschnitt und mongolische Rosshaareinlagen zu plaudern. Es würde auch nix helfen, da ich keine Ahnung davon habe. Und eben nicht die Ambition, daran groß was zu ändern.

Wovon ich auch etwas enttäuscht bin, ist, dass ich außer für meine Lude Vuitton Gürtelschnalle von der Größe eines Frühstücksbretts kaum bewundert werde. Leider ist das breite Zielvolk in der Masse sonst nicht empfänglich. Immer nur Konsul Havenstein, der in stiller Anerkennung die rechte Augenbraue hebt. Nun ja, einen Tod muss jeder sterben.
 
Wenn man bei Cucinelli eine gute Beratung sucht, ist man wirklich fehl am Platz. Bei den Verkäufern passen öfters die Sakkos nicht richtig, sind beispielsweise laienhaft an den Ärmeln in der Länge verändert. In der Preisklasse finde ich das schon irritierend, weil es von wenig sartorialer Begeisterung zeugt. Wenn einem aber die Cucinelli Schnitte passen, bekommt man für zuviel Geld ein meiner Meinung nach toll sitzendes Sakko. Ich merke bei mir immer wieder, dass ich am liebsten zu den Cucinelli Sakkos in meinem Kleiderschrank greife, das ist für mich das entscheidende Kriterium.


Klasse egal.
 
Wenn man bei Cucinelli eine gute Beratung sucht, ist man wirklich fehl am Platz. Bei den Verkäufern passen öfters die Sakkos nicht richtig, sind beispielsweise laienhaft an den Ärmeln in der Länge verändert. In der Preisklasse finde ich das schon irritierend, weil es von wenig sartorialer Begeisterung zeugt.
Das ist eben der unvermeidliche Spagat, wenn Du für 3.000 Euro in einem Laden arbeitest, wo schon der Trenchcoat so viel kostet. Das kann nie stimmig sein. Was nicht heißt, dass man keine Ahnung haben soll/darf/muss. Aber als Kunde ein bisschen Einsicht in so ein Dilemma hilft auch.
 
Das ist mir jetzt irgendwie alles ein bisschen zu pauschal.
Es ist auf jeden Fall viel weniger pauschal als die Aussage "SuSu ist doch nur so eine Simulation von guten Sachen". ;) Mehr in die Tiefe gehen kann man halt nur mit Erfahrung mit den genannten Details und dem Interesse, das diese Erfahrung ermöglicht. Das sprengt dann häufig schon den Forenkontext.
 
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