Hängt bei euch Kunst? Wenn ja welche?

Ein Fotograf schafft dann ja dann niemals Kunst... Bin etwas verwirrt.

Hängt alles nur davon ab, ob man Künster sein will oder nicht (siehe Duchamp).


Aber zum Thema - und wie immer - früher war es besser & einfacher: Die Silbergelatinedrucke sind alles Orginale, da diese Abzüge vom Künstler selbst angefertigt wurden. Können auch leicht variieren, so wie z.B. auch die Hokusai Drucke. Sobald man eine Version besitzt, hat man auch das Recht es fotografieren zu lassen, es zu digitalisieren und auch es zu verbreiten (z.B. als Postkarte). Als Kunst für zu Hause dienen sie absolut nicht, da selbst ein paar Jahre Museum-Kunstlicht ausreichen sie zu beschädigen (Hauptgrund warum es nur temporäre Fotographieausstellungen gibt, die außerdem oft sehr sehr dunkel sind - wegen der schwachen Beleuchtung).

Deshalb ist es meist auch einfacher die Rechte von frühen (toten) Fotografen zur Reproduktion zu bekommen. Lumas kommt mir irgendwie so vor wie die Ikea Poster/Bilderecke der Fotografie: Masse & naja. Ich denke die von ihnen vertretenen noch lebenden Fotografen haben schon genug kommerziellen Erfolg und geben ihnen die Rechte an einigen mittelmäßigen Bildern, die sie einfach nicht über Gallerien verkaufen können (oder wollen). Normalerweise sind es in Gallerien auf ca. 10 Stück limitierte Exemplare und die 30 cm Version auf Acrylglas sollte gerade 5-stellig sein.
 
Bei uns im Hause werden neben Malerei auch Arbeiten von Bildhauern gesammelt, möglichst von noch lebenden Künstlern:

Maler:
Sonja Koczula, Hamburg
Robert Hammerstiel, Ternitz/Österreich
Alexander Zakharov, Münster
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Bildhauer:
Bernd Altenstein, Bremen / Worpswede
Georg Seibert, Berlin
Bernd Mönikes, Dortmund
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Wenn du also bei zB Lumas einen vom Künstler/Fotografen autorisierten, limitierten und signierten Abzug kaufst, dann ist das für sich keine Kunst?
Ein Fotograf schafft dann ja dann niemals Kunst... Bin etwas verwirrt.
Das bringt wieder die Frage auf, was Kunst eigentlich ist. Es gibt ja eine in Kunsthändlerkreisen gerne genutztes Verständnis von Kunst, das von der Rezeption her kommt und - überspitzt gesagt - Kunst als das definiert, was vom Publikum mehr oder weniger teuer bezahlt wird. Klar, wenn's nichts kostet, ist es für diese Branche natürlich uninteressant. Aus Sicht des Kunsthandels, ist das nachvollziehbar und aus der Sicht ist Lumas auch bei den limitierten Stücken keine Kunst, weil die Auflagen viel zu groß sind.

Ich persönlich finde die Definition Schwachsinn, da nach der z.B. van Goghs Werke erst nach seinem Tod zu Kunst geworden wären. Umgekehrt zählt danach z.B. auch diese unsägliche Düsseldorfer Schule als Kunst, die m.E. keinerlei künstlerischen Wert hat, der über "dekorative Landschaftdarstellung" hinaus geht.

Klar gehen Leute, die gerade bei Christie's einen Kandinsky ersteigert haben, nicht als nächstes zu Lumas, den Vergleich zur Postergalerie finde ich persönlich aber daneben, da die dort angebotenen Fotografien teilweise sehr gut sind, wenngleich das Wertsteigerungspotenzial von sowas realistisch bei null komma nix liegt, im Gegenteil man wird die Sachen in der Regel nicht mehr zum Originalpreis verkaufen können.

Für mich persönlich hat das allerdings nichts mit der Frage Kunst oder nicht Kunst zu tun. Abgesehen davon, dass die wenigsten zeitgenössischen Künstler, von denen sich Normalsterbliche etwas leisten können, kommerzielles Potenzial haben: Wenn man sich seinen eigenen Formaldehyd-Hai von Herrn Hirst leisten kann, ist das sicher super, aber alles vom Künstler "um die Ecke" mag zwar Unikat sein, deswegen künstlerisch aber nicht wertvoller als was von Lumas.

Nebenbei: Ich habe einige Unikate diverser zeitgenösischer Künstler und nichts von Lumas (allerdings von Yellowkorner ;) ), finde aber alles legitim, solange sich der Urheber irgendwas dabei gedacht hat, der Besitzer mal drüber nachgedacht hat, was das sein könnte und vielleicht nicht das ist, was jeder andere auch hat (was Monet-Plakate leider einschließt, die meisten Lumas-Bilder aber durchgehen lässt).
 
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Wenn du also bei zB Lumas einen vom Künstler/Fotografen autorisierten, limitierten und signierten Abzug kaufst, dann ist das für sich keine Kunst?
Ein Fotograf schafft dann ja dann niemals Kunst... Bin etwas verwirrt.

Sorry, aber eine Limitierung von 100 oder drüber á la Lumas ist wohl nicht mit der üblichen 5-10er Auflage von Fotoarbeiten zu vergleichen. Gleiches gilt für mich auch für die zahllosen Drucke von Immendorff, Penck und Konsorten im hohen dreistelligen Bereich. Lumas ist natürlich damit bekannt geworden, dass es zu Beginn ein paar renommierte Fotografen, wie Stefanie Schneider, Florschütz oder die Bechers gab und die Editionen schnell ausverkauft waren.

Das Gros sind aber dekorative Candida Höfer Look-Alikes oder Dinge, die eher Werbefotografie sind.
 
Kunst sollte inspirieren, Emotionen hervorrufen, zum Nachdenken anregen, was Besonderes sein ...

Das kann natürlich auch ein Bild mit einer Auflage 100.000 sein. Der Wert ist dadurch geringer, aber es ist doch trotzallem Kunst.

Oder ist Faust keine Kunst, weil Millionenfach gedruckt oder Bach, weil Millionenfach gespielt oder Monet, weil Millionenfach nachgedruckt, ...?
 
sorry, aber aus der Argumentation klinke ich mich jetzt aus. Hängt doch doch die schönen Lumas-Plexiglas-Kracher und Poster über die Ligne Roset und Rolf Benz Sofas ...
 
Das Gros sind aber dekorative Candida Höfer Look-Alikes oder Dinge, die eher Werbefotografie sind.

Kommerzielle Auftragsarbeiten sind auch Kunst, war schon immer so ob Titian, Kandinsky, oder Rothko

Wenn eine schaffende Person es als Kunst definiert, wer bin ich es nicht als Kunst anzuerkennen? Ich darf/kann/soll es nicht mögen, aber es ist und bleibt Kunst.

Oder ist Faust keine Kunst, weil Millionenfach gedruckt oder Bach, weil Millionenfach gespielt oder Monet, weil Millionenfach nachgedruckt, ...?

Falsche Fallbeispiele: Bei Musik ist es das schaffen der Noten die Innovation & bei Literatur die Sprache; danach vielleicht noch die Interpretation von Beethovens Noten durch Furtwängler od. Karajan.

Bei ein Bild od. Skulptur wird nur einmal geschaffen, Reproduktionen (wenn auch von Künstler selbst!) sind und bleiben Reproduktionen, die in einer anderen Zeit und in einer anderen mentalen Situation geschaffen werden, d.h. sind nicht identisch. Deshalb steht bei Duchamp Werken so häufig & fett "Reproduktion" darunter & es gab die grosse Diskussion bei der Instandsetzung von Hirsts Tigerhai.



Problem bei Lumas:
Reproduktion läuft auf Initation von ihnen, ohne Idee & Input vom Künstler selbst. Sie suchen was auf der Liste der Lizenzagentur aus, die alles ausschliesst mit Reproduktionsbann, auch ohne Werke wo man mehr Geld mit einem Buch verdienen kann, ...

Erfüllt den Dekorationszweck, aber da kann ich es auch selbst ausdrucken.
 
Das ist ja wirklich ein merkwürdiges Verständnis.

The Wall ist keine Kunst, weil es von 'ner Schalplatte kommt, aber wenn Jonathan Messe fließbandartig Leinwände bekleckst und vorgeformte Skulpturen malträtiert, soll das Kunst sein, bloß weil es nicht reproduziert ist, weil seine Kleckse jedes mal anders aussehen?
 
Bei Musik ist es das schaffen der Noten die Innovation & bei Literatur die Sprache; danach vielleicht noch die Interpretation von Beethovens Noten durch Furtwängler od. Karajan.
Das ist aber ein recht beschränkter Kustbegriff. Gerade bei Musik und Literatur (Drama) gibt es ja für die Interpreten auch den Begriff "nachschaffender Künstler".

Die Interpretation einer Symphonie durch Orchester und Dirigent kann schon extrem unterschiedlich ausfallen. Daher kann man m.E. den Künstlerbegriff nicht nur auf herausragende Künsterpersönlichkeiten wie Furtwängler oder Karajan (die ja beide von einem sehr großen Teil der Forenten nicht mehr live gehört werden konnten) beschränken, sondern ganz generell auf den Dirigenten, den/die Solisten, in der Oper erweitert um Regie und Bühne. Beim Drama haben wir die Schauspieler, und ebenfalls Regie und Bühne.
Das sind für mich schon alles Künstler, nicht nur die bildenden;) (wobei beim Bühnenbild haben wir ja schon wieder einen bildenden Künstler...)
 
Das ist ja wirklich ein merkwürdiges Verständnis.

The Wall ist keine Kunst, weil es von 'ner Schalplatte kommt, aber wenn Jonathan Messe fließbandartig Leinwände bekleckst und vorgeformte Skulpturen malträtiert, soll das Kunst sein, bloß weil es nicht reproduziert ist, weil seine Kleckse jedes mal anders aussehen?

Das Unterforum hier lautet Inneneinrichtung und die Frage ist: "Hängt bei Euch Kunst?"

Ich hoffe nicht, dass wir jetzt schon soweit sind und an die Wand geklebte Schallplatten stilvoll finden. Zurück zu deiner Frage: natürlich ist Musik Kunst, spielt hier in der Diskussion keine Rolle.
 
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