Es kann auch bei maschinengenähten Schuhen die Handarbeit bei einzelnen
Arbeitsschritten geben, allerdings nur bei Schuhen, die tatsächlich aus einer (kleineren) Manufaktur kommen statt aus einer Schuhfabrik.
- Ausschneiden der Schaftteile von Hand
- Ausschärfen der Überlappungsflächen
- Einleisten per Hand
- Zwicken und ggf. Nachzwicken per Hand wenn der Schuhmacher den eingeleisteten Schaft eine oder zwei Wochen ruhen lässt
- Ausputz
- Patina
Wenn allerdings Schuhfabriken und -Marken, von denen bekannt ist, dass sie in Großserie produzieren in ihren Promotionvideos das Zuschneiden der Schaftteile und das manuelle Einleisten zeigen, was dort in der Musterabteilung Usus ist, dann ist das zweifelsfrei eine Irreführung der Kunden, denn denen wird mit solchen reißerischen Videos eine Handarbeit suggeriert, die es bei der Produktion der Serienschuhe schlicht und einfach schon allein aufgrund der produzierten Stückzahlen gar nicht geben kann.
Die Bezeichnung "handgemachte Schuhe" bezieht sich ausschließlich auf das (händische) Doppeln von Brand-, ggf. dem Rahmen in Abhängigkeit von der Machart, der Zwischensohle (sofern vorhanden) und der Laufsohle.
Diese Doppelnähte bestimmen maßgeblich neben den Lederqualitäten von Schaft und Sohlen die Flexibilität von Schuhen und damit deren Qualität - immer vorausgesetzt, dass die Schuh- bzw. Leistenkonstruktion fehlerfrei ist.
Die per Hand ausgeführten Arbeitsschritte bei maschinengenähten Schuhen verbessern gar so manche Details, steigern damit auch die Qualität der Schuhe, aber ihr Einfluß auf die Eigenschaften der fertigen Schuhe sind nachrangig und vermögen es auf keinen Fall einen solchen Schuh beim Tragekomfort auf das Niveau eines handgedoppelten Schuhs zu bringen.
In der Praxis gibt es natürlich schlechte handgemachten Schuhe und schöne maschinengenähte - irgendwie logisch, oder?
Wenn aber so gut wie jeder Goodyear Welted Schuh mit Gemband, also primestitched [geklebt-genäht] aus einer Schuhfabrik vollmundig mit handgemacht in einer Manufaktur beworben wird obwohl er zum (im Vergleich) Niedrigstpreis verkauft wird, dann regt sich der Shoe Snob wohl zu recht auf.
Erst recht dann wenn man sich die billigen handgemachten rahmengenähten Schuhe aus der Manufaktur, vielleicht sogar einer chinesischen oder afrikanischen, etwas näher anschaut, deren Leder, ggf. sogar "echtem Cordovan", was es zweifelsfrei nicht gibt bzw. nur in Deutschland als fairytale, eine Qualität aufweist, dass eine Gewebe auf seine Rückseite geklebt wird, damit es halbwegs auf dem Schuh einen Stand hat.
Dann ist das Maß voll und es läuft über.
Aber es ist natürlich jedem vollkommen unbenommen Werbesprüche als Fakten zu interpretieren und sein Einkaufsverhalten danach aus zu richten.
DANN, aber auch nur dann, gibt es auch für klitzekleines Geld qualitativ hochwertige handgearbeitete rahmengenähte Schuhe aus bestem Leder, die das Nonplusultra in der Welt der Herrenschuhe sind.
ABER der Geiz hat das Hirn aufgegessen und so wähnen sich die schwer Erkankten bereits beim bloßen Anblick einer Naht plus einem Niedrigstpreis im siebten Schuhhimmel....