German tailoring, as per B. Roetzel

Warum soll die Nation mit den besten Autos der Welt nicht auch hervorragende Massanzüge produzieren können? Viele deutsche Produkte werden gerade wegen ihres Designs (gepaart mit technischer Perfektion) auf der ganzen Welt bewundert. Boss ist eine Weltmarke, Jill Sander war es auch, Escada will es wieder werden. Es spricht für mich nichts dagegen, dass ein cooler Typ mit cleverer PR zum Shootingstar deutscher Massschneiderei werden sollte. In Kooperation mit Herrn Roetzl sehe ich da doch erhebliches Geschäftspotenzial schlummern ;-).

Bezüglich der lokalen Produktion habe ich so meine Bedenken. Kann man davon auskömmlich leben? Kann ich mir nicht vorstellen, denn die Klientel ist alleine aus Preisgründen sehr begrenzt. Und dann noch lokal? Möglicherweise am Rande von Städten wie Hamburg, München und Düsseldorf mit einer hohen Population von solventen Liebhabern entsprechender Stücke.

Insgesamt sage ich aber: Die Zeit ist reif dafür!
 
Warum soll die Nation mit den besten Autos der Welt nicht auch hervorragende Massanzüge produzieren können? Viele deutsche Produkte werden gerade wegen ihres Designs (gepaart mit technischer Perfektion) auf der ganzen Welt bewundert. Boss ist eine Weltmarke, Jill Sander war es auch, Escada will es wieder werden. Es spricht für mich nichts dagegen, dass ein cooler Typ mit cleverer PR zum Shootingstar deutscher Massschneiderei werden sollte. In Kooperation mit Herrn Roetzl sehe ich da doch erhebliches Geschäftspotenzial schlummern ;-).

Bezüglich der lokalen Produktion habe ich so meine Bedenken. Kann man davon auskömmlich leben? Kann ich mir nicht vorstellen, denn die Klientel ist alleine aus Preisgründen sehr begrenzt. Und dann noch lokal? Möglicherweise am Rande von Städten wie Hamburg, München und Düsseldorf mit einer hohen Population von solventen Liebhabern entsprechender Stücke.

Insgesamt sage ich aber: Die Zeit ist reif dafür!

Lieber Ludwig,

Du weisst, dass ich sehr oft Deiner Meinung bin, aber hier muss ich doch wiedersprechen. Das bauen von, unbestritten sehr guten, Autos hat mMn nicht viel mit dem schneidern von Anzügen zu tun. Boss war am Boden und wurde von Marzotto (3. grösste Textilfirma der Welt wenn ich nicht irre) zu einem Weltkonzern gemacht und ist seit dem Verkauf auf dem absteigenden Ast. Was der seltsame Belgier (Raf Simmons Anm. d. Red.) aus Jil Sander gemacht hat, spottet jeder Beschreibung. Und da Du ja Audi sehr gut kennst, so wie ich durch meinen Schwiegervater, weisst Du auch, dass die neuen Modelle von einem Italiener (Walter da Silva) designt wurden und das dort trotz regelmässiger Verkaufsrekorde bei der Produktion gespart wird und sehr viel aus Osteuropa zugekauft wird. Und da sind wir auch schon beim Hauptproblem des durchschnittlichen "deutschen Kunden", sofern mir diese Verallgemeinerung erlaubt ist. Es gibt kein Qualitätsbewusstsein für Kleidung oder Essen. Sagen wir einfach für alles, was nicht mit Auto, Haus oder Stereo Anlage zu tun hat. Wir hier sind eine sehr kleine Gruppe, die ihre Eier beim Bauern holt, ihr Fleisch beim Landmetzger, der noch jedes Tier persönlich gekannt hat, den Honig beim Imker, die Handschuhe in der spezialisierten Manufaktur usw... Diese Liste lässt sich für uns hier beliebig verlängern, aber eben nicht für den Durchschnitts-Verbraucher. Dort muss es eben billig sein, schnell gehen und wenn teuer, dann mit Mega Logo! Hinzu kommen mMn noch 2 wichtige Punkte. Wenn ich mir die Auslagen einiger Schneider (soviele kenne ich nun auch nicht) ansehe, dann hat es Oxford sehr gut beschrieben. Diese sind wohl noch im Wirtschaftswunder stehen geblieben. Dann kommen noch die Vielzahl (natürlich nicht alle) an "überaus kompetenten" Verkäufern die alles, nur nichts passendes verkaufen. Die Hose, eine ständige Stolperfalle und die Sakkoärmel gehen gut noch als Handschuhe durch. So wie man es als Kleinkind hatte, die 2 mit einen Strick verbundenen Handschuhe, die man durch die Ärmel führte. Die älteren werden sich erinnern.
Es ist doch auch bezeichnend, dass es so fantastische Geschäfte, wie Michael Jondral weder in Düsseldorf, Hamburg, Berlin oder gar in München gibt. Dort gibt es eben Marken, die per se phänomenal sind, aber eben nur Eingeweihten bekannt. Für Deutschland gilt leider, dass der Prophet im eigenen Lande nichts zählt. Was würden wir Italiener nur mit der Plörre machen, wenn ihr nicht so gerne Prosecco trinken würdet. Wahrscheinlich unsere Autos abbeizen, denn zu was anderes taugt es ja nicht. Auch wird lieber irgendein völlig überbezahlter Champagner getrunken, als ein guter Winzersekt, weil es nicht so "cool" klingt und "billig" anmutet. Natürlich ist das jetzt sehr plakativ ausgedrückt und sehr verallgemeinert dargestellt, aber um davon zu reden, dass die Zeit reif sei, fehlt noch eine Menge Qualitätsbewusstsein. Es geht auch garnicht darum, jetzt auf beleidigtes Kind zu machen und trotzig zu behaupten: Wir deutschen können das auch! So wie bei dem in meinen Augen lächerlichen Versuch, Berlin zur Fashion Hauptstadt zu machen. Natürlich gibt es deutsche Handwerker, die "outstanding" in ihrem Bereich sind, für einen Erfolg auf breiter Front (bitte jetzt nicht die Nazikeule auspacken) ist das Feld noch nicht bestellt. So jetzt zahle ich 9 € in das Phrasenschwein. Dann, wenn sich in jeder Stadt ab 200.000 Einwohnern ein Geschäft wie das von Herrn Jondral erfolgreich hält, dann wird es genug Kunden für deutsche Maßschneiderei geben, vorher nicht.

Zur Verdeutlichung meiner These noch ein Beispiel von dieser Woche. In der Straße, in der ich wohne, stehen sehr viele große Autos vor den Häusern, aber keiner wäre bereit auch nur 300 € für ein komplettes Outfit auszugeben. Wenn die meinen neuen Maglia Schirm gesehen hätten...:D

Und vom "medialen pushen" eines Handwerkers halte ich auf Dauer auch nicht viel, weil bis jetzt noch jeder, egal ob deutscher oder italiener danach Preistechnisch die Bodenhaftung verloren hat...

Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt und der ist, so hoffe ich, getan...

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Sandro
 
Die deutschen Schneider können sehr viel - nicht alle aber einige. Ich konnte mich diese Woche davon wieder überzeugen. Beim Berliner Maßschneider Volkmar Arnulf, der ja meist bei den Bestenlisten ganz oben steht.
Die Arbeiten die er und seine Mitarbeiter in seinem Atelier am Kuhdamm fertigen sind über jeden Zweifel erhaben. Ich würde sogar sagen Handwerkich den Engländern und Italienern überlegen.
Auch die "modische" Ausführung die fernab von deutschem 60er Jahre Stil liegt ist bemerkenswert.
Ok, ich gebe zu die Schaufenster werden dem im Inneren gezeigten nicht gerecht. Da gäbe es viel Verbesserungsbedarf.

Vielleicht braucht es ein paar der iGentry Gemeinde die mal dort fertigen und dann kann daraus ein Trend entstehen.

Ich kann ja mit guten Beispiel voran gehen :D

Salut Grimod
 
Genau das meine ich. Es gibt keinen Grund, dass ein deutscher Schneider keine herausragende Qualität produzieren sollte. Sandro, Du zielst mit Deinem Kommentar eher auf die deutschen Konsumenten ab und da liegen wir gar nicht auseinander (siehe mein letzter Absatz).

Ich stelle mir die folgende Geschichte in der Zeitung vor: "Nach Lehrjahren in Londons Savile Row und in Neapel eröffnete x in Musterstadt sein erstes Atelier für klassische Herrenmode. Mit cleverer PR machte er sich schnell einen Namen für italienische Lässigkeit, gepaart mit deutscher Perfektion. Der bekannte Schauspieler y wurde durch einen Freund auf ihn aufmerksam und brachte ihn mit z zusammen, der gerade einen Film über deutsche Industriedynastien nach 1945 vorbereitete. Man verstand sich auf Anhieb und x wurde für die Ausstaffierung des Hauptdarstellers Heino Ferch gewonnen. Dessen mehrfach preisgekrönten Outfits machten x bundesweit bekannt und begehrt. In Talkshows überzeugte er mit Witz und Charme, das Atelier in Musterstadt war bald zu klein, neue Räumlichkeiten in ...usw., usw. "

Warum nicht?
 
Lieber Ludwig,

Du weisst, dass ich sehr oft Deiner Meinung bin, aber hier muss ich doch wiedersprechen. Das bauen von, unbestritten sehr guten, Autos hat mMn nicht viel mit dem schneidern von Anzügen zu tun. Boss war am Boden und wurde von Marzotto (3. grösste Textilfirma der Welt wenn ich nicht irre) zu einem Weltkonzern gemacht und ist seit dem Verkauf auf dem absteigenden Ast. Was der seltsame Belgier (Raf Simmons Anm. d. Red.) aus Jil Sander gemacht hat, spottet jeder Beschreibung. Und da Du ja Audi sehr gut kennst, so wie ich durch meinen Schwiegervater, weisst Du auch, dass die neuen Modelle von einem Italiener (Walter da Silva) designt wurden und das dort trotz regelmässiger Verkaufsrekorde bei der Produktion gespart wird und sehr viel aus Osteuropa zugekauft wird. Und da sind wir auch schon beim Hauptproblem des durchschnittlichen "deutschen Kunden", sofern mir diese Verallgemeinerung erlaubt ist. Es gibt kein Qualitätsbewusstsein für Kleidung oder Essen. Sagen wir einfach für alles, was nicht mit Auto, Haus oder Stereo Anlage zu tun hat. Wir hier sind eine sehr kleine Gruppe, die ihre Eier beim Bauern holt, ihr Fleisch beim Landmetzger, der noch jedes Tier persönlich gekannt hat, den Honig beim Imker, die Handschuhe in der spezialisierten Manufaktur usw... Diese Liste lässt sich für uns hier beliebig verlängern, aber eben nicht für den Durchschnitts-Verbraucher. Dort muss es eben billig sein, schnell gehen und wenn teuer, dann mit Mega Logo! Hinzu kommen mMn noch 2 wichtige Punkte. Wenn ich mir die Auslagen einiger Schneider (soviele kenne ich nun auch nicht) ansehe, dann hat es Oxford sehr gut beschrieben. Diese sind wohl noch im Wirtschaftswunder stehen geblieben. Dann kommen noch die Vielzahl (natürlich nicht alle) an "überaus kompetenten" Verkäufern die alles, nur nichts passendes verkaufen. Die Hose, eine ständige Stolperfalle und die Sakkoärmel gehen gut noch als Handschuhe durch. So wie man es als Kleinkind hatte, die 2 mit einen Strick verbundenen Handschuhe, die man durch die Ärmel führte. Die älteren werden sich erinnern.
Es ist doch auch bezeichnend, dass es so fantastische Geschäfte, wie Michael Jondral weder in Düsseldorf, Hamburg, Berlin oder gar in München gibt. Dort gibt es eben Marken, die per se phänomenal sind, aber eben nur Eingeweihten bekannt. Für Deutschland gilt leider, dass der Prophet im eigenen Lande nichts zählt. Was würden wir Italiener nur mit der Plörre machen, wenn ihr nicht so gerne Prosecco trinken würdet. Wahrscheinlich unsere Autos abbeizen, denn zu was anderes taugt es ja nicht. Auch wird lieber irgendein völlig überbezahlter Champagner getrunken, als ein guter Winzersekt, weil es nicht so "cool" klingt und "billig" anmutet. Natürlich ist das jetzt sehr plakativ ausgedrückt und sehr verallgemeinert dargestellt, aber um davon zu reden, dass die Zeit reif sei, fehlt noch eine Menge Qualitätsbewusstsein. Es geht auch garnicht darum, jetzt auf beleidigtes Kind zu machen und trotzig zu behaupten: Wir deutschen können das auch! So wie bei dem in meinen Augen lächerlichen Versuch, Berlin zur Fashion Hauptstadt zu machen. Natürlich gibt es deutsche Handwerker, die "outstanding" in ihrem Bereich sind, für einen Erfolg auf breiter Front (bitte jetzt nicht die Nazikeule auspacken) ist das Feld noch nicht bestellt. So jetzt zahle ich 9 € in das Phrasenschwein. Dann, wenn sich in jeder Stadt ab 200.000 Einwohnern ein Geschäft wie das von Herrn Jondral erfolgreich hält, dann wird es genug Kunden für deutsche Maßschneiderei geben, vorher nicht.

Zur Verdeutlichung meiner These noch ein Beispiel von dieser Woche. In der Straße, in der ich wohne, stehen sehr viele große Autos vor den Häusern, aber keiner wäre bereit auch nur 300 € für ein komplettes Outfit auszugeben. Wenn die meinen neuen Maglia Schirm gesehen hätten...:D

Und vom "medialen pushen" eines Handwerkers halte ich auf Dauer auch nicht viel, weil bis jetzt noch jeder, egal ob deutscher oder italiener danach Preistechnisch die Bodenhaftung verloren hat...

Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt und der ist, so hoffe ich, getan...

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Sandro

Lieber Sandro,
eigentlich bin ich zwar der Chefpessimist vom Dienst, aber in diesem Fall sehe ich die Dinge etwas positiver. Zunächst geht es bei Bespoke ja nicht um Durchschnittsdeutsche sondern ausschließlich Eliten. Nun mag es stimmen, dass auch deutsche Eliten lange kleinbürgerliche Stilattitüden gepflegt haben, aber mir scheint sich hier ein deutlicher Wandel zu vollziehen, wie Du ihn selber ansprichst, nennen wir es den "manufactum" Effekt. Es wird sicher nicht gleich eine neue Savile Row in Berlin entstehen (im übrigen existiert diese IMO nur noch wegen des Auslandsgeschäftes, denn auch stilbewusste Briten sind eine stark schrumpfende Gruppe, selbst wenn die Ausgangsbasis viel breiter ist als hier). Es mag in D an einem zugkräftigenj Image fehlen, insbesondere auch an einem Fokus wie "Neapel" oder eben Savile Row, aber gut Ding will Weile haben. Persönlich bin ich ja froh, wenn ich bei ebay noch einen quasi neuen Regent-Dreiteiler für 40 Euro angeln kann, was bei Brioni oder Kiton unmöglich wäre. So wie ich mir eine JJ Prüm oder Heymann Löwenstein Auslese leisten kann, die, "in Bordeaux umgerechnet", 200 oder auch 400 Euro kosten müsste.
 
Könnte ich mir einen Maßanzug leisten, führte mich mein Weg mit Sicherheit zuerst ins beschauliche Moers zu http://www.reeker-moers.de/ .

Beste Grüße
Klaus

Das gute Leben hat gesagt.:
...aber mir scheint sich hier ein deutlicher Wandel zu vollziehen, wie Du ihn selber ansprichst, nennen wir es den "manufactum" Effekt. Es wird sicher nicht gleich eine neue Savile Row in Berlin entstehen (im übrigen existiert diese IMO nur noch wegen des Auslandsgeschäftes, denn auch stilbewusste Briten sind eine stark schrumpfende Gruppe, selbst wenn die Ausgangsbasis viel breiter ist als hier). Es mag in D an einem zugkräftigenj Image fehlen, insbesondere auch an einem Fokus wie "Neapel" oder eben Savile Row, aber gut Ding will Weile haben.

Es ist natuerlich schoen, dass hier Begeisterung fuer den einen oder anderen deutschen Massschneider herrscht, aber hier stand nie die individuelle Begeisterung in Frage, sondern der von Herrn Roetzel beschworene Trend zu lokalen Anbietern, dessen Nicht-Existenz fuer mich ausser Frage steht.

Ich bin der Meinung dass gerade nicht der von DgL so bezeichnete "Manufactum-Effekt" sich so auf Masskleidung uebertragen laesst, weil die Zielgruppe fuer hochwertig-lokale Ernaehrung und traditionelles Holzspielzeug und die fuer qualitativ-konservative Oberbekleidung fundamental unterschiedlich sind. Waehrend in der Nahrungsmittelindustrie die Rueckbesinnung auf hochwertige saisonal-lokale Produkte haeufig mit einer gesundheitlichen oder oekologischen Idee vergesellschaftet ist, fehlt dieser Aspekt der Massschneiderei voellig, und niemand wuerde einen deutschen Anzug fuer "gruener" halten oder ihm eine andere Nachhaltigkeit unterstellen.

Gerade die Tatsache, dass die Savile-Row-Schneider vor allem durch das Auslandsgeschaeft ueberleben koennen (und dies eigentlich schon seit Anbeginn der Londoner Herrenschneidertradition des West Ends tun), zeigt, dass sie den Kunden ein Produkt verkaufen koennen, dass diese nicht im eigenen Land zu finden glauben. Und genau das ist eben das Problem: Obwohl er aeusserlich identisch und auch in der Verarbeitung gleichwertig sein mag, ist der deutsche Anzug doch dem englischen oder italienischen Gegenstueck nicht gleich - er hat eben nicht das gleiche Image.
 
German tailoring

Je vous remercie beaucoup, Monsieur Cravate Noire: Für die zugunsten eingeborener Schneider gebrochene Lanze. Bin seit Anbeginn nahezu durchweg sehr zufrieden mit den zwei Meinigen. Mußte mir - peinlich berührt,weil öffentlich - nicht bloß einmal von Wildfremden Komplimente anhören (unfaßlich, doch in dem Fall berückend, sogar mal von Punks), und wurde für Briten gehalten. Was nicht viel besagen muß. Fraglich allenfalls, ob Ergebnis schneiderlicher Kunst partiell an Bereitschaft zum Mitdenken liegt. Für Rock erhält Schneider zusätzlich ca. 20 präzise schriftliche Anweisungen (ggf. bildlich ergänzt), die wenig dem Zufall überlassen. Sowas braucht´s wohl nicht beim Nobelschneider. Doch der übersteigt nicht nur meine Spielräume. Alors bon soir.
 
Auch ich möchte eine Lanze für den "kleinen" Schneiderbetrieb ums Eck sozusagen, brechen. Es gibt sich noch, in x-ter Generation geführt, keinen großen Namen, aber auch keine Allüren, mit Liebe zum Handwerk und freudig begierig dem Kunden, der mehr als einen neuen blauen Einreiher ordert, die kleinen Details, die diesen so erfreuen zu erarbeiten. Ich habe sie gefunden, Vater und Sohn, ich streite manchmal mit ihnen, wir diskutieren viel und ich verehere sie zutiefst für diese kleine Freude die sie mir erfüllen. Eigentlich sind wir sogar Freunde.
 
German tailoring

Je vous remercie beaucoup, Monsieur Cravate noire, et aussi les autres: Für die zugunsten eingeborener Schneider gebrochenen Lanzen. Bin seit Anbeginn fast durchwegs sehr zufrieden mit den zwei Meinigen. Mußte mir - peinlich berührt, weil öffentlich - nicht nur einmal wildfremde Komplimente anhören (unfaßlich, doch hier einfach berückend, sogar mal von Punks), und wurde für Briten gehalten. Muß nicht viel besagen. Fraglich allenfalls, ob Ergebnis schneiderlicher Kunst partiell meiner Bereitschaft mitzudenken geschuldet. Für Rock erhält Schneider schriftlich ca. 20 präzise (ggf. bildlich garnierte) Vorgaben, die Zufall nur wenig überlassen. Braucht´s wohl nicht bei Nobelschneider, der aber nicht nur meine Spielräume sprengt. Alors bon soir.
 
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