German tailoring, as per B. Roetzel

Auch ich möchte eine Lanze für den "kleinen" Schneiderbetrieb ums Eck sozusagen, brechen. Es gibt sich noch, in x-ter Generation geführt, keinen großen Namen, aber auch keine Allüren, mit Liebe zum Handwerk und freudig begierig dem Kunden, der mehr als einen neuen blauen Einreiher ordert, die kleinen Details, die diesen so erfreuen zu erarbeiten. Ich habe sie gefunden, Vater und Sohn, ich streite manchmal mit ihnen, wir diskutieren viel und ich verehere sie zutiefst für diese kleine Freude die sie mir erfüllen. Eigentlich sind wir sogar Freunde.

Und genau das wird mit den großen Namen, zumindest sofern sie an große Betriebe geknüpft sind, potentiell schwierig. Viele sehr große oder (pseudo)glamouröse Maßschneider sind, ganz pragmatisch betrachtet, ja im Prinzip auch nichts anderes (mehr) als die großen Modehäuser mit ihren Filialen in den Nobelstraßen dieser Welt. Ab einem gewissen Punkt muß man sich da eben fragen: Steht das Image noch in Relation zum gelieferten Produkt? Mit der Krise der Luxuskonzerne sehe ich auch solche Luxusschneider in Gefahr, insofern wäre eine Hinwendung zum kleinen Handwerker vor Ort (nicht nur im Bereich Maßschneiderei) nicht besonders verwunderlich. Umso besser, daß bereits heute eine kleinere Gruppe von Freunden guten Handwerks diesen kleinen Betrieben hilft, den Anschluß nicht zu verlieren. Nicht daß jeder kleine betrieb solche Hilfe nötig hätte. Viele schätzen aber eben den engagierten Kunden. Einen Fließbandbetrieb stört er dann eher, weil er "alles aufhält und überall dreinquatscht".
 
Viele sehr große oder (pseudo)glamouröse Maßschneider sind, ganz pragmatisch betrachtet, ja im Prinzip auch nichts anderes (mehr) als die großen Modehäuser mit ihren Filialen in den Nobelstraßen dieser Welt.

Das mag vielleicht noch gerade fuer Kiton oder Brioni so durchgehen, aber die meisten anderen sogenannten "pseudoglamouroesen Massschneider", besonders in England (und ich vermute, dass das in Italien fuer viele Betriebe auch nicht anders ist), sind trotz grosser Namen und langer Geschichte heute immer noch relativ kleine Betriebe mit maximal 2 oder 3 Cuttern, die eben nicht ein Standardprodukt abliefern, das man in Mailand, New York oder Tokio in gleicher Qualitaet kaufen kann. Die Gesamtheit aller Savile-Row-Schneider produziert weniger als 10000 Kleidungsstuecke pro Jahr, von denen etwa 70 % in die USA geliefert werden. Viele dieser "pseudoglamouroesen Schneider" fertigen jaehrlich nur etwa 200 bis 300 Anzuege.

Ab einem gewissen Punkt muß man sich da eben fragen: Steht das Image noch in Relation zum gelieferten Produkt?

Selbstverstaendlich ist die Wahl des "richtigen" Schneiders eine Abwaegung zwischen der Qualitaet seiner Arbeit, den Kosten, dem Aufwand fuer die Anproben und dem Image des fertigen Produktes. Aber wie beim Kauf der meisten Luxusprodukte wird die Wahl nur selten durch rationales Abwaegen getroffen, und jeder gewichtet seine Prioritaeten anders. Wenn das Image immer in Relation zum gelieferten Produkt gesehen wuerde, dann wuerde Louis Vuitton nicht fuer Unsummen Kanvastaschen verkaufen und Hermes-Krawatten haetten wohl auch nur noch einen Nischenmarkt abzudecken.

Mit der Krise der Luxuskonzerne sehe ich auch solche Luxusschneider in Gefahr, insofern wäre eine Hinwendung zum kleinen Handwerker vor Ort (nicht nur im Bereich Maßschneiderei) nicht besonders verwunderlich.

Eine Krise der Luxuskonzerne ist nun wirklich nicht in Sicht, und in der Tat haben die grossen Haeuser alle sicher durch die letzten Jahre gesteuert, viele mit beachtlichen Gewinnen und Aktienzuwaechsen (siehe Anhang). Ganz im Gegenteil drohen in solchen Situationen meiner Auffassung nach die grossen Haeuser die kleinen Handwerker vor Ort eher abzuhaengen. Auf die Row bezogen beispielsweise haben Huntsman oder Anderson & Sheppard als sehr grosse Schneiderhaeuser in den letzten beiden Jahren ihre Geschaefte massiv erweitern koennen, waehrend viele der kleinen Betriebe (beispielsweise Welsh & Jefferies oder Maurice Sedwell) zu kaempfen haben oder gar Konkurs anmelden mussten. Aehnliches gilt uebrigens fuer John Lobb London, der seinen etablierten Kunden seit zwei Jahren Rabatte bei der Bestellung eines zweiten Paars Schuhe einraeumt (frueher undenkbar !), waehrend die von der Hermes-Gruppe aufgekaufte franzoesische Tochter auch im Massgeschaeft offenbar glaenzend laeuft.

Umso besser, daß bereits heute eine kleinere Gruppe von Freunden guten Handwerks diesen kleinen Betrieben hilft, den Anschluß nicht zu verlieren. Nicht daß jeder kleine betrieb solche Hilfe nötig hätte. Viele schätzen aber eben den engagierten Kunden. Einen Fließbandbetrieb stört er dann eher, weil er "alles aufhält und überall dreinquatscht".

Es spricht nichts dagegen, den kleinen Handwerker vor Ort aufzusuchen, und es steht ausser Frage, dass auch hier hervorragende Produkte zur vollen Zufriedenheit der Kunden gefertigt werden koennen. Dass allerdings der von Herrn Roetzel beschworene Trend zu solchen Schneidern ginge, scheinen Sie ja schon selbst zu widerlegen, indem Sie darauf aufmerksam machen, dass diesen Betrieben geholfen werden muesse, "den Anschluss nicht zu verlieren". Und solchen Betrieben wuerde ich persoenlich nicht zutrauen, eine Trendwende weg von den "pseudoglamouroesen" Haeusern einzuleiten.
 

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70% gehen ins Ausland? Da scheinen die Briten ihren eigenen Schneidern wohl nicht mehr zu trauen. Ich denke man muß nicht darüber diskutieren, dass es einen Savile Row Aufpreis gibt, offenbar sind nur noch ein paar verrückte Amerikaner bereit diesen zu bezahlen. Über die Qualität die dort abgeliefert wird kann man ja bekanntlich auch geteilter Meinung sein:http://www.thelondonlounge.net/forum/viewtopic.php?f=36&t=8227

Und selbst die großen alten Namen sollen ja ihr Hauptgeschäft mittlerweile mit MTM, Konfektion etc. machen

Mein Hinterhofschneider jedenfalls machts persönlich und würde sich ob solcher Leistungen in Grund und Boden schämen. Ob Herr Roetzel da jetzt einen Trend erkennen will oder nicht ist ihm und mir ziemlich egal.
 
70% gehen ins Ausland? Da scheinen die Briten ihren eigenen Schneidern wohl nicht mehr zu trauen. Ich denke man muß nicht darüber diskutieren, dass es einen Savile Row Aufpreis gibt, offenbar sind nur noch ein paar verrückte Amerikaner bereit diesen zu bezahlen....

Na ja, die herausragenden Namen werden wohl auch in Italien einen großen Teil Ihres Umsatzes mit internationaler Klientel machen - Caraceni oder Rubinacci haben schon seit langem viele treue Anhänger jenseits der Alpen, des Ärmelkanals und auch des Atlantiks, und dieser Anteil dürfte dank Internet in jüngerer Vergangenheit noch erheblich gestiegen sein.

Genau hiermit sind wir ja auch wieder mehr oder weniger bei meiner Ausgangsfrage. Ich glaube nicht, daß der hohe Anteil ausländischer Klientel für die etablierten Häuser einen Nachteil darstellt, im Gegenteil. Deutsche Schneider aber stehen eindeutig nicht nur außerhalb sondern weit entfernt vom Rampenlicht. Paradoxerweise hat ja gerade Herrn Roetzels - auch in Übersee sehr etabliertes - Standardwerk "Der Gentleman" sicher seinen Beitrag zu dieser Ungeichheit der Betrachtung geleistet, indem eben z.B. Herr Radermacher zwar mehrfach als Quelle für Bildmaterial herhalten mußte, der Text aber Seite für Seite die großen Namen in London und Italien vorbetet.

dE
 
Eine Krise der Luxuskonzerne ist nun wirklich nicht in Sicht, und in der Tat haben die grossen Haeuser alle sicher durch die letzten Jahre gesteuert, viele mit beachtlichen Gewinnen und Aktienzuwaechsen (siehe Anhang).

Dazu sehr passend der Artikel aus "Das Kapital" in der gestrigen FTD. Zitat:
"Doch wenn man 20 bis 30 Prozent Ebit-Marge in einem wachsenden Geschäft macht und die Börse permanent schlägt, wird einem wohl schnell langweilig."
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/:das-kapital-luxusmaennerprobleme/60008427.html (Sehr lesenswert.)
 
[...] Deutsche Schneider aber stehen eindeutig nicht nur außerhalb sondern weit entfernt vom Rampenlicht. Paradoxerweise hat ja gerade Herrn Roetzels - auch in Übersee sehr etabliertes - Standardwerk "Der Gentleman" sicher seinen Beitrag zu dieser Ungeichheit der Betrachtung geleistet, indem eben z.B. Herr Radermacher zwar mehrfach als Quelle für Bildmaterial herhalten mußte, der Text aber Seite für Seite die großen Namen in London und Italien vorbetet.

Und wie wir seit mehreren hundert Jahren wissen:

Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los.
 
Das mag vielleicht noch gerade fuer Kiton oder Brioni so durchgehen, aber die meisten anderen sogenannten "pseudoglamouroesen Massschneider", besonders in England (und ich vermute, dass das in Italien fuer viele Betriebe auch nicht anders ist), sind trotz grosser Namen und langer Geschichte heute immer noch relativ kleine Betriebe mit maximal 2 oder 3 Cuttern
Das ist für eine Schneiderei, je nach Maßstab, eigentlich schon eine ordentliche Größe. "Klein" ist für mich ein betrieb, der Zuschnitt und Fertigung erstens selbst und zweitens aus einer Hand bewerkstelligt.

, die eben nicht ein Standardprodukt abliefern
Darüber könnte man sicherlich lange streiten.

, das man in Mailand, New York oder Tokio in gleicher Qualitaet kaufen kann.
Jeder der großen Namen der Row, von Gieves&Hawkes über Henry Poole & Co. bis H. Huntsman, hat zumindest eine Dependence in Asien. Wohin es schlimmstenfalls führt, wenn man sich auf einem tragenden Namen ausruht und denkt, man könne nur davon leben, sieht man an Kilgour.

Die Gesamtheit aller Savile-Row-Schneider produziert weniger als 10000 Kleidungsstuecke pro Jahr, von denen etwa 70 % in die USA geliefert werden. Viele dieser "pseudoglamouroesen Schneider" fertigen jaehrlich nur etwa 200 bis 300 Anzuege.
Das ist eigentlich für ein Nischenprodukt doch eine ganz stattliche Zahl, oder etwa nicht? Sie setzen hier für den von mir für bestimmte Häuser etablierten (noch dazu seiner ursprünglichen Stellung enthobenen) Begriff (pseudo)glamouröser Schneider wahllos für jeden Row-Schneider ein. Damit wir uns richtig verstehen: Verlgiechsweise kleine Fische (nur was den Kundenstamm anbelangt) wie Kent Haste Lachter meine ich damit ganz bestimmt nicht. Mir geht es um Häuser, die im Grunde nur von gigantischen Übersee-Touren mit teils 30 und mehr Anproben pro Tag (!) leben.

Wenn das Image immer in Relation zum gelieferten Produkt gesehen wuerde, dann wuerde Louis Vuitton nicht fuer Unsummen Kanvastaschen verkaufen und Hermes-Krawatten haetten wohl auch nur noch einen Nischenmarkt abzudecken.
Meine Rede. Riesenmarkups für einen Namen bin ich nur dann zu zahlen bereit, wenn das Produkt dementsprechend ist. Das kann es bei Englischen wie auch bei Deutschen Schneidern sein oder auch nicht.


Eine Krise der Luxuskonzerne ist nun wirklich nicht in Sicht, und in der Tat haben die grossen Haeuser alle sicher durch die letzten Jahre gesteuert, viele mit beachtlichen Gewinnen und Aktienzuwaechsen (siehe Anhang). Ganz im Gegenteil drohen in solchen Situationen meiner Auffassung nach die grossen Haeuser die kleinen Handwerker vor Ort eher abzuhaengen. Auf die Row bezogen beispielsweise haben Huntsman oder Anderson & Sheppard als sehr grosse Schneiderhaeuser in den letzten beiden Jahren ihre Geschaefte massiv erweitern koennen, waehrend viele der kleinen Betriebe (beispielsweise Welsh & Jefferies oder Maurice Sedwell) zu kaempfen haben oder gar Konkurs anmelden mussten. Aehnliches gilt uebrigens fuer John Lobb London, der seinen etablierten Kunden seit zwei Jahren Rabatte bei der Bestellung eines zweiten Paars Schuhe einraeumt (frueher undenkbar !), waehrend die von der Hermes-Gruppe aufgekaufte franzoesische Tochter auch im Massgeschaeft offenbar glaenzend laeuft.
Naja, naja. Im Luxusgütermarkt ist momentan viel Geld zu machen, die Frage ist eben, wie lange noch "jeden Tag ein Dummer aufsteht", wie man so schön sagt. Bei der Prada-Gruppe wäre das vor einigen Jahren beinahe schief gegangen.

Dass allerdings der von Herrn Roetzel beschworene Trend zu solchen Schneidern ginge, scheinen Sie ja schon selbst zu widerlegen, indem Sie darauf aufmerksam machen, dass diesen Betrieben geholfen werden muesse, "den Anschluss nicht zu verlieren". Und solchen Betrieben wuerde ich persoenlich nicht zutrauen, eine Trendwende weg von den "pseudoglamouroesen" Haeusern einzuleiten.
"Scheinen", ja. Jeder Handwerker braucht eben Kunden, die mit ihm so zufrieden sind, daß sie ihn empfehlen. Der von Ihnen vorgenommene Schluß berühmter Kunde => guter Schneider, bzw. besser aussehender Kunde => besserer Schneider scheint mir jedoch etwas voreilig.

Natürlich werden sich nicht von heute auf morgen alle eleganten Männer schlagartig Deutschen Schneidern zuwenden. Im Zuge eines generell steigenden (neuen) Interesses für Handwerk und individuelle Produkte werden aber zweifellos auch diese Schneider profitieren.
 
Mir geht es um Häuser, die im Grunde nur von gigantischen Übersee-Touren mit teils 30 und mehr Anproben pro Tag (!) leben.

Ist das notwendigerweise schlecht für das Produkt? Und davon unabhängig, ist das schlecht für den Anbieter?

Riesenmarkups für einen Namen bin ich nur dann zu zahlen bereit, wenn das Produkt dementsprechend ist.

Auch wenn ich glaube, Ihr Argument hier verstanden zu haben, kann diese Aussage leicht unlogisch erscheinen - heißt das, daß Sie also für ein 1000 Euro Produkt 2000 Euro zu zahlen bereit wären, für ein 100 Euro Produkt aber nicht 200 Euro?


Im Luxusgütermarkt ist momentan viel Geld zu machen, die Frage ist eben, wie lange noch "jeden Tag ein Dummer aufsteht", wie man so schön sagt. Bei der Prada-Gruppe wäre das vor einigen Jahren beinahe schief gegangen.

ich denke, daß weiterhin jeden Tag ein Dummer aufstehen wird, das Prinzip der Luxusgüterindustrie existiert und floriert ja nun auch bereits seit der Antike. Die Frage ist eher, ob die gegenwärtige Praxis der globalen Breitenvermarktung a la Louis Vuitton oder Burberrys sich nicht zunehmend ad absurdum führt und mittlerweile schon allein ob ihrer mangelnden Exklusivität willen von der Stil-Avantgarde abgelehnt werden muß.

Andererseits scheint mir auch das Ringen um immer exotischere, obskurere Hersteller mittlerweile eine gewisse Absurdität angenommen zu haben. Während bestimmte Bevölkerungsgruppen noch den großen "In-Marken" verfallen, sind die "wahren Kenner" nun zum ebenso gehypten Nischenprodukt weitergewandert - statt Burberrys nun eben die Authentic Vintage Private Capsule Collection von Kalashnikov Brothers für den wiederbelebten führenden Herrenaustatter der 20er Jahre, Spitting, Dykes & Looney, Inc. erhältlich nur im Kellergeschoß einer extrem retro umgebauten ehemaligen Schlachterei in Portland, Oregon. Je mehr "Preppy", "Trad" und "Vintage" Blogs, Foren und sonstige Online-Ergüsse ich mir anschaue, umsomehr komme ich nicht umhin, auch die vermeintliche Rückkehr zur klassischen Mode als eine sicher sehr bald vorübergehende Hipster-Marotte zu erkennen. Hier heißt es also tagesaktuell sein für denjenigen, der auf diesen Zug erfolgreich aufspringen will -nicht unbedingt eine Vorzeigequalität deutscher Schneider.

Der von Ihnen vorgenommene Schluß berühmter Kunde => guter Schneider, bzw. besser aussehender Kunde => besserer Schneider scheint mir jedoch etwas voreilig.

Erstere Folgerung ist sicher falsch, ansonsten würden nicht so viele "Celebrities" ihre Gesichter für mittelmäßige Marken hinhalten. Letztere erscheint mir aber geradezu essentiell für die Beurteilung eines Schneiders: Woran sonst soll ich denn die Qualität meines Schneiders messen, wenn nicht an seiner Fähigkeit, mich so gut als irgend möglich aussehen zu lassen?

Natürlich werden sich nicht von heute auf morgen alle eleganten Männer schlagartig Deutschen Schneidern zuwenden. Im Zuge eines generell steigenden (neuen) Interesses für Handwerk und individuelle Produkte werden aber zweifellos auch diese Schneider profitieren.

Was weiterhin noch zu beweisen sein wird. Ich hoffe, Sie haben recht.

dE
 
Es freut mich natuerlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Beitrag zu sezieren, und das bei meinem Hang zur Polemik.

Selbstverstaendlich will ich hier keine Lanze fuer die grossen Savile-Row-Haeuser brechen, sondern versuche nur (wahrscheinlich wieder und wieder) das Imageproblem aufzuzeigen, das meiner Meinung nach der deutschen Schneiderei anhaengt und die postulierte Rueckkehr zum lokalen Handwerker wahrscheinlich blockiert.

Der von Ihnen vorgenommene Schluß berühmter Kunde => guter Schneider, bzw. besser aussehender Kunde => besserer Schneider scheint mir jedoch etwas voreilig.

Nichts laege mir ferner als so eine Schlussfolgerung ! Selbstverstaendlich laesst das Aussehen des Traegers in aller Regel keine Rueckschluesse auf die Qualitaet des Massschneiders zu. Aber unsere nach Ikonen gierende, imagefixierte Gesellschaft braeuchte Bannertraeger fuer das deutsche Schneiderhandwerk, wie sie eben in anderen Laendern existieren, um das Interesse auf die mit Sicherheit hochwertigen und handwerklich anspruchsvollen Produkte zu lenken. Wir erinnern uns an die letzte Fussball-Weltmeisterschaft (?), waehrend der der Bundestrainer ein spezielles weisses Hemd eines bayrischen Modeunternehmens getragen hat, das im Anschluss trotz des vergleichsweise hohen Preises reissenden Absatz fand. Selbstredend besteht immer die Gefahr, dass Qualitaet und Individualitaet verwaessert werden, wenn der Schneider zur Marke wird (wie Sie ja schon im Bezug auf Kilgour angedeutet haben, und wie das womoeglich auch fuer andere Haeuser wie Huntsman, Anderson & Sheppard oder Gieves & Hawkes gelten mag).

Natürlich werden sich nicht von heute auf morgen alle eleganten Männer schlagartig Deutschen Schneidern zuwenden. Im Zuge eines generell steigenden (neuen) Interesses für Handwerk und individuelle Produkte werden aber zweifellos auch diese Schneider profitieren.

Das bleibt zu wuenschen !
 
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