The Shoe Snob-Debatte "about handmade shoes" in Facebook

Es geht letzten Endes um die Frage, ob sich jemand für 1000€ bis 1500 €,
1 Paar schöne primestitched Schuhe von einem bekannten Brand
oder
4, 5 Paar à 250 € der Holzschuhklasse* zwecks Rotation
oder
1 oder 2 Paar handgemachte Schuhe, qualitativ in etwa auf dem Niveau von (echten) Maßschuhen kauft.

Aber auch das darf jeder frei für sich entscheiden - es ist nur halt eben aber auch so, dass so mancher, der sich hier informieren möchte, schon froh ist wenn er die Unterschiede zwischen maschinengefertigten und handgedoppelten Schuhen erfährt und
damit weiß, dass er bei so manchem Schuh der 1.000 € plus Klasse eher den Markennamen und das Design bezahlen muss
denn den echten Gehkomfort der angebotenen Schuhe - von Handarbeit weitestgehend zu schweigen.;)

* abgeleitet von der Holzbankklasse als billigste Mitfahrgelegenheit in Zügen
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Problem, dass sich auch nicht lösen lässt, ist, dass kaum einer weiß, was in den Fabriken tatsächlich passiert. Wie viel da Handarbeit ist oder nicht. Grundsätzlich stimme ich als Handwerker im verwandten Gewerbe zu, dass etwas nur mit Handarbeit beworben werden sollte, dass auch echte Handarbeit ist.

Aber von der vollautomatisierten Fertigung in China bis hin zu zur vollen Handcertigung gibt es soooo viele Abstufungen.

Vollautomatisierten lederzuschnitt mit lasergestützter Fehlererkennung und schnittteilverteilung bei bestmöglicher platznutzung, computergestütztes
zuschneiden bei händischer Verteilung der Schnittmuster, erfahrener clicker an der pneumatischen stanze,
Nähautomat, indisches Kind oder ausgebildeter Schaftmacher bei der Schaftfertigung
vollautomatisches zwicken, nur Spitze automatisch zwicken, komplett händisch
Zwicken mit Zwickstiften oder Drucklufttacker oder Kombination
Ausputz mit der Maschine, von Hand, kombiniert
Sogar der Schnürsenkel kann maschinell eingefädelt werden.

Und letzten endes weiß keiner von uns was in der Farbik oder Manufaktur in Northhampton oder sonstwo genau passiert.

Insofern: Ja komplette handarbeit ist natürlich besser, aber zu meiner Meinung nach ca 3/4 Luxus und ein viertel tatsächlich der bedeutende Unterschied zu einem System, das versucht das Beste aus beiden Welten zu vereinen.
 
mit Wiesbaden fast um die Ecke ...

wie ist das Ganze einzuordnen, hat Demir Ahnung von der Materie

https://youtu.be/IG02Iwl2kt4

bin bei der Suche nach Carmina führenden Händler in Deutschland auf die Homepage und dort auf das Video gestoßen

wenn man dort ein Paar RTW (C&J, Carmina ...) käuft, liegt doch die Vermutung nah das man den Laden mit einem wirklich zum Fuß passenden Schuh (Leisten) verlässt oder wäre das eher Wunschdenken?
 
In den Schuhfabriken von Northampton werden 99 % aller Schuhe mittels Gemband gemacht, natürlich rahmengenäht,
beides zusammen ergibt prime-stitched, also geklebt-genäht.
Natürlich ist die Ausführung eines EG- Schuhes feiner, exakter gearbeitet als andere, ggf. zum Schluss auch mit einer händisch ausgeführten Patina versehen.
Das ergibt schöne, rahmengenähte Schuhe - nur gibt es noch ein paar andere Macharten, die weit höherwertiger sind als rahmengenäht, die aber garantiert nicht in England ausgeführt werden.

Insofern bezieht sich die Debatte, dieser Thread, nicht nur auf rahmengenähte Schuhe in Goodyear Welted
sondern auch auf alle bekannten und marktgängigen Macharten, und das sind bekanntliche einige mehr!

Auch sollte - Maschinen- oder Handnaht hin oder her - immer der nachvollzieh-/verifizierbare Komfort für den Schuhträger im Vordergrund stehen nebst gesundheitlichen Aspekten wie die Verstärkung von Fußfehlstellungen und ähnlichem durch Korkeinlagen, Fußbett genannt, erst erst verwerflich unter der Ferse.

Es ist seit neuestem so, dass es in Deutschland mehrere Schuhhändler gibt, die handgenähte Schuhe anbieten von Enzo Bonafé, Bontoni, Paolo Scafora, Santoni und weiteren mehr.
Daher kann man sich nicht darauf berufen es gäbe keine tatsächlich in Handarbeit gemachte Schuhe hier zum kaufen.
Vass, Ed Meier und weitere kommen natürlich noch hinzu.
Ob VASS Schuhe komplett handgenäht/handgefertigt sind weiß ich nicht, da ich noch keine in den Händen hielt; einiges spricht dafür aber deren Preise sprechen eindeutig dagegen. Ergo kann ich ich nicht behaupten sie wären (komplett) handgefertigt.
Dito gilt für Ed Meier Schuhe.​
Sie kosten halt eben 1.000 € und mehr, aber solche Preise werden auch für Schuhe aufgerufen, die nur geklebt-genäht sind.
Wichtig ist selbstredent, dass man solche Schuhe nur unter Fachberatung vor Ort kauft, da alles andere keinerlei Sinn macht.

Auf der anderen Seite stehen die Schuhmarken, die billig in Fabriken gefertigt werden, rahmengenäht, geklebt-genäht, um es genau zu sagen, aus billigstem Material

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Schaumstoff unter der dünnen Brandsohle, um möglichst schnell in ihr ein zu sinken, was dann als "Fußbett" propagiert wird

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Zwischen- oder Unterspalt, deckend zugerichtet, mit Stützgewebe auf der Unterseite, bezeichnet als
durchgefärbtes Kalbsleder, was ja auch irgendwie stimmt

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Absatz aus Lederfaser - beschrieben als Absatz aus Lederschichten

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und trotzdem werden sie gekauft, weil sie mit Slogans wie
  • rahmengenäht
  • Goodyear Welted
  • handgemacht
  • handgefertigt
  • Manufaktur
  • Fußbett
  • usw.
beworben und vor allen Dingen auch gekauft werden.

Das ist die Kehrseite der Medaille: Anspruch und Wirklichkeit, die Tatsachen, klaffen sehr weit auseinander.

Daher ist eine Gegenüberstellung von tatsächlicher Handarbeit und der daraus resultierende Schuh- und Gehkomfort
zu maschinen- und rahmengenähten Schuhen mit Klebeband, einfachsten Ledern inkl. Schuhsohlen eigentlich schon seit Jahren überflüssig.

Ich bitte ausdrücklich darum diesen Beitrag, ggf. wegen der gezeigten Fotos, nicht mit tumben Kommentaren zu beantworten
sondern stattdessen nach eventuell reiflicher Überlegung zu bestimmten Einsichten zu gelangen,
was garantiert für jeden Leser selbst weit vorteilhafter wäre.
 

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Wichtig ist mir das ein Schuh so gut passt und so bequem ist das man ihn ohne Schmerzen an einem 12 Stundentag auf zb einer Messe tragen kann.
Damit ich ihn kaufe und dauerhaft trage muss er mir natürlich auch noch gefallen.
Wenn er dann auch noch 15 bis 20 Jahre hält und dabei in Würde altert war er sein Geld wert.

Dabei ist es unerheblich ob er nun 600€ kostet wie die meisten meiner C&J und dabei ein Gemband hat, oder 1k und handeingestochen ohne Gemband ist wie meine Redtonque.

Gebe ich u.U. etwas zuviel für das aus was ich bekomme, oder könnte ich für mein Geld etwas mehr bekommen ?
Möglich, aber ich bin zufrieden.
 
Es ist seit neuestem so, dass es in Deutschland mehrere Schuhhändler gibt, die handgenähte Schuhe anbieten von Enzo Bonafé, Bontoni, Paolo Scafora, Santoni und weiteren mehr.
Vass, Ed Meier und weitere kommen natürlich noch hinzu.
Ob VASS Schuhe komplett handgenäht/handgefertigt sind weiß ich nicht, da ich noch keine in den Händen hielt; einiges spricht dafür aber deren Preise sprechen eindeutig dagegen. Ergo kann ich ich nicht behaupten sie wären (komplett) handgefertigt.
Dito gilt für Ed Meier Schuhe.​

Bezüglich der aufgelisteten Italiener sollte du aber schon erwähnen das zumindest Santoni hauptsächlich Black, Black Rapid oder sogar GYW Schuhe verkauft, die hangenähten von Santoni finde eher seltener den Weg nach DE.

Bezüglich VASS waren diese bei meinem letzten Besuch in 2016 noch handgenäht. Preislich unterscheidet er sich ja auch nicht von den italienisch Herstellern die ebenfalls Handarbeit anbieten (EUR 500 - 800).
 
Bei den VASS-Preisen bezog ich mich auf die Preise im firmeneigenen Onlineshop, die unter 600 € inkl. MWSt liegen.
Die preisgünstigsten handgenähten Schuhe aus Italien starten in der Machart rahmengenäht mit maschinengenähter Sohle
bei in etwa 400 € Netto-/Barzahlerpreis in der Schuhmacherei bei einem sehr günstigen Schuhmacher.
Mit handgedoppelter Sohle liegen sie bei über 500 € plus 22 %, bei Norvegese, Stagno und Bentivegna noch einmal deutlich höher,
wobei es auch auf das Oberleder (nein KEIN Shell Cordovan) ankommt.
Im Outlet von Vittorio Spernanzoni in Casette d'Ete habe ich im Juni ein Paar rahmengenähte Schuhe gesehen,
die, wenn ich mich recht erinnere, dort 765 € kosten sollten.
Santoni rief in seinem Outlet schon vor 5 Jahren solche Preise auf, und die sollten nicht gesunken sein.
Handgenähte (Serien-) Schuhe kosten normalerweise in Deutschland und sonst wo so ab 1.000 €, Preise nach oben offen.

Die im Internet gehypten Shoeshops kalkulieren mit einem höheren Faktor, so ab 3.0 aufwärts,
andere liegen bei 2.50 +/-, die Werbung und Bloggbeiträge wollen bezahlt sein!

Das spielt an sich auch keine so große Rolle, was solch ein Paar Schuhe nun tatsächlich genau kostet,
ob 100 € oder 200 € teurer, macht in diesen Regionen den Kohl nicht fett, sondern es kommt eher darauf an,
dass der Schuhträger auch tatsächlich den Mehrwert beim Tragen bemerkt und ihn zu schätzen weiß.

Das bedeutet umgekehrt auch, dass wenn er keinen Unterschied bemerkt, er mit anderen, eventuell günstigeren Schuhen
genau so gut bedient ist, mal ganz abgesehen vom Schuhdesign.
Stichworte beispielhaft:
Fußgewölbeunterstützung durch Schaft und Sohlenform oder Flexibilität/Elastizität des Schuhs insgesamt

Es gibt handgearbeitete Schuhe, die sind so steif, dass man darin wahrscheinlich, ich habe keine davon, etwas anders läuft;
diese sind dann auch oft noch so gearbeitet, dass sie das Fußgewölbe nicht wirklich unterstützen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nunja das im Onlineshop ist auch die recht rustikale Standartware. Die optisch gefälligeren Stücke sind nicht ganz so günstig und preislich auf Augenhöhe mit etwa Bonafe.
 
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